Milch ohne Honig

Autor*in
Harms, Hannah
ISBN
978-3-551-78108-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Harms, Hannah
Seitenanzahl
112
Verlag
Carlsen
Gattung
ComicSachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In ihrem Debüt zeigt die Comic-Künstlerin in minimalistischen Bildern eindrucksvoll, wie prekär es um das Leben der Bienen und anderer Insekten steht. Ergänzt werden diese durch wenige, klare Worte und einem tiefergreifenden, wissenschaftlichen Einblick des Bienenexperten Prof. Dr. Jürgen Tautz.

Beurteilungstext

Wie würde eine Welt ohne Bienen aussehen? Auf diese Frage geht die Autorin zu Beginn des Comics ein, wendet sich dann aber rasch dem dringenderen Thema zu: wie es den Bienen (und vor allem den Honigbienen) jetzt ergeht. Es ist ein Zusammenspiel aus Beobachtbarem, wissenschaftlichen Fakten und den gesellschaftlichen Ursachen des Artensterbens, von dem Hannah Harms berichtet. Schonungslos ehrlich und mahnend werden die Ursachen und umfassenden Folgen des Bienensterbens aufgezeigt. Als Kontrast dazu verwendet die Autorin und Zeichnerin Bilder, die in minimalistischer, zart anmutender Art die Aussagen des Schrifttextes unterstützen und verständlich machen. Spielend wechselt Harms zwischen poetischen Betrachtungen der Insekten und wissenschaftlichen Fakten, zeichnet einmal den Schwänzeltanz nach und vergleicht wenige Seiten später die leeren Bienenkästen mit einer Geisterstadt. Trotz des reduzierten gestalterischen Stils der Seiten bleiben die Darstellungen an sich detailgetreu.

Inhaltlich widmet sich die Autorin von allgemeinen Informationen über Bienen und das Zusammenleben im Bienenstock. Wie Pollen aufgenommen und zu Honig weiterverarbeitet werden, wie die kleinen Insekten auch über größere Distanzen sicher zu ihrem Stock zurückfinden, die Stellung der Bienenkönigin, die Kommunikation untereinander und die Herstellung des Honigs. Anschließend findet sich die Begründung, warum die Bienenkönigin nach dem Winter in einem leeren Stock aufwacht. Das Volk unterlag einer der vielen Ursachen des Bienensterbens. Harms benennt diese und zeigt den Einfluss des Menschen: Zerstörung der Biodiversität durch Monokulturen und Pestizide, Einführung fremder (Bienen)Arten und damit einhergehenden Krankheiten und Parasiten sind nur zwei davon. Ergänzt werden die Ausführungen mit Informationen zu den übrigen bestäubenden Insektenarten, allesamt betroffen von den Eingriffen in ihr Ökosystem. Es folgt das erschreckende Beispiel von der chinesischen Provinzregion Sichuan. Hier übernehmen Menschen mittlerweile die Aufgaben der Bienen. Dass dies aber keine Lösung sein kann erläutert die Autorin sogleich. Nun liefert sie die Antwort auf die eingangs aufgeworfene Frage: eine Welt ohne Bienen wäre für den Menschen katastrophal, die Nahrungsmittelversorgung kritisch und daraus resultierende Folgen werden ebenfalls aufgezeigt. Die Erzählung schließt jedoch nicht mit diesem düstern Ausblick, vielmehr werden sinnvolle Lösungsansätze gezeigt, auf gesamtgesellschaftlicher Ebene, aber auch Ideen, was jeder beitragen kann, um das Bienensterben abzuwenden. Tautz schließt sich mit einem kurzen, aber umfassenden und mahnenden Kommentar, der die Erzählung von Harms gut abrundet und in einen Kontext bringt.

Nicht nur aufgrund der Dinglichkeit der Thematik bietet sich "Milch ohne Honig" für die gemeinsame Rezeption im Unterricht an, auch die Darstellungen laden zum Betrachten und Nachdenken ein.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPTK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 16.02.2024