Mia, Wilhelm und der Angriff der Viraten

Autor*in
Beutenmüller, FlorianBeutenmüller, CarolinBeutenmüller, Isabelle
ISBN
978-3-949959-20-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Popova, Nadia
Seitenanzahl
48
Verlag
Beat-Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Aichtal
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Was schon die Zeichentrickserie „Es war einmal das Leben“ aus den 1980er Jahren zeigte, passiert nun auch Mia, die eine Reise durch ihren eigenen Körper antritt. Das Bilderbuch zum Musical bindet die Lieder in eine Geschichte, wobei die Bilder als neu hinzukommendes Element hinter der Ästhetik aktueller Sachbilderbücher zurückbleiben.

Beurteilungstext

Wie funktioniert eigentlich unser Körper und unser Immunsystem? Diese Frage rückt immer dann in den Fokus, wenn einige dieser Funktionen versagen und wir krank werden. So geht es auch der Protagonistin Mia, die sich eine Virusinfektion eingefangen hat und sich in einem ihrer Fieberträume mit ihrem Teddy Wilhelm plötzlich im Inneren ihres eigenen Körpers wiederfindet. Gemeinsam unternehmen sie eine Reise mit dem „Blutzug“ und lernen wichtige Organe kennen, ehe sie am Ende die bösen „Viraten“, ein Neologismus aus Viren und Piraten, besiegen können.
Das Sachbilderbuch basiert auf dem Kindermusical „Der Beat deines Lebens“, das von dem Geschwisterteam Beutenmüller zur didaktischen Nutzung konzipiert und musikalisch umgesetzt wurde, und bietet zu der in sich geschlossenen Narration in Buchform auch die dazugehörige CD bzw. den Online-Zugang zu allen Musiktiteln. Zusätzlich sind Noten, Textbücher und weitere Unterrichtsmaterialien erhältlich, um das Musical aufzuführen und thematisch in den Unterricht einzubetten.
Mia führt Gespräche mit den uniformierten Blutkörperchen, umarmt ihr im Beat einer Popballade schlagendes Herz, swingt zum Reggae mit der Lunge und rapt mit dem Gehirn. Während die Lieder, deren Tracks auf den jeweiligen Buchseiten vermerkt sind, abwechslungsreich und recht eingängig sind, ist es vor allem die Gestaltung des Bilderbuches, die an der aktuellen Entwicklung ästhetisch anspruchsvoller Sachbilderbücher vorbeigeht und sehr veraltet wirkt.
Die Typographie ist gedrungen und erscheint durch die fette gerundete Schriftart unruhig. Besonders der Anhang, der zusätzliche Informationen über die Organe, Tipps zum richtigen Händewaschen, Wissen zu den Musikstilen oder Anregungen zum Vorlesen für die Literaturvermittler:innen (Dialogisches Lesen mit Impulsfragen) geben soll, zeigt sich teilweise als wenig ansprechende Textwand. Die Illustrationen bilden verniedlichte Figuren ab: Hauptperson ist Mia mit Proportionen im Kindchenschema, großen Augen und einem gelben T-Shirt, das sie auf den sonst sehr dunklen Seiten besser wiedererkennbar macht. Die Organe werden auf die wesentlichen Formen reduziert, personifiziert und erhalten freundliche Gesichter. Die Bilder stehen in einem parallelen Verhältnis zum Text, bringen kaum eine Erweiterung mit sich und zeigen monoszenisch in relativ statischen Anordnungen die einzelnen Etappen der Reise. Vereinzelt werden Schautafeln eingebunden.
Der Text greift Verse der Lieder auf, sodass eine Verbindung zur musikalischen Verarbeitung im Musical hergestellt wird, ist in einfacher Sprache verfasst und beschränkt sich auf ausgewählte Fachbegriffe. Teilweise erscheinen durch das Vereinfachen der Informationen auch einige Aspekte zu kurz gedacht: So ist der Schnupfen und Husten hier eine Angriffsstrategien der „Viraten“ statt eine wichtige Immunreaktionen des Körpers. Auch die Personifizierung der Organe mutet etwas sonderbar an und idyllisiert manche Sachverhalte: Das sanfte Herz von Mia verspricht: „Ich bin dein Herz und ich lasse dich nie allein!“ Die Handlung selbst verfolgt keinen ausgewiesenen Spannungsbogen. Bei der Nase angekommen werden die „Viraten“ ohne Widerstand festgenommen, es wird eine Party gefeiert und Mia ist wieder gesund.
Grundsätzlich handelt es sich bei diesem Verbund aus Sachbilderbuch, Musical und Unterrichtsprojekt um ein sehr ambitioniertes und vielversprechendes Vorhaben. Die pädagogische Absicht, die aber sowohl den Liedern als auch der Narration aus Bild und Text deutlich eingeschrieben ist, mutet etwas eigentümlich an – zeigt der Blick auf den aktuellen Markt von Sachbüchern doch, dass Kindern zunehmend auch komplexere Narrationen, ein adäquates und diskursiv aufgearbeitetes Fachwissen und ästhetisch herausfordernde Bildgestaltungen zugetraut werden können.

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Diese Rezension wurde verfasst von jodu; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 22.06.2023