Memora Castle oder Das Rätsel der vertauschten Zeit

Autor*in
Pfeiffer, Marikka
ISBN
978-3-499-01128-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
von Sperber, Annabelle
Seitenanzahl
208
Verlag
Rowohlt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanFantastik
Ort
Hamburg
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 12-jährige Holly erlebt auf Memora Castle, dem Sitz ihrer Familie, ein Zeitreise-Abenteuer mit Krimi-Elementen.

Beurteilungstext

Als Holly am Bahnhof ankommt, wird sie nicht wie abgesprochen von ihrer Patentante Claire abgeholt. Als sie alleine mit einem Taxi am Schloss ankommt, erfährt sie, dass Claire schon längere Zeit verschwunden ist. Gemeinsam mit ihrer Kusine Ilana und deren Stiefbruder Janko findet sie heraus, dass erstens alle Familienmitglieder, die wie Holly selbst auf dem Schloss geboren wurden, in die Vergangenheit blicken können und dass zweitens im Schloss ein Durchgang für Zeitreisen zu finden ist. Nach einigen Turbulenzen können sie aufklären, wohin Tante Claire verschwunden ist, nämlich in das Jahr 1927, und auch warum: Der schlecht gelaunte Hausverwalter Kendrik, der selbst in der Zeit gereist ist, hat einen komplizierten Plan ausgeheckt, mithilfe dessen er zum Eigentümer von Memora Castle werden will. Mit Unterstützung eines magischen Kuckucks mit Namen Kasimir und durch logische Überlegungen gelingt es den Kindern, Kendrik auszutricksen, sodass er nicht mehr in ihre Gegenwart gelangen kann.
Die magischen Möglichkeiten rund um das Zeitreise-Motiv wirken etwas aufgesetzt. Zeitreisen an sich sind faszinierend. Und dass Erfinder*innen wie der Vorfahr von Holly eine Möglichkeit zur Zeitreise entwickelt haben, ist kein neues Element in einer fantastischen Geschichte. Die magischen Elemente (wie die besondere Fähigkeit der auf dem Schloss Geborenen) sind da ein nicht überzeugender Sprung.
Unnötig ist die moralische Erhöhung und Mahnung, dass Holly sich immer daran erinnern soll, welche Macht Erinnerungen haben. Erinnerungen existieren ohne Zeitreisen und sie können ohne die Möglichkeit der Zeitreisen positive oder negative Kraft haben.
Die Illustrationen bestehen aus schwarz-weißen verzierten Initialen am Anfang der Kapitel und aus eher beliebig eingestreuten und sich wiederholenden schwarz-weißen Vignetten. Mit diesen Elementen wird eine leichte Rückwärtsgewandtheit erzeugt. Durch den Titel (und Namen des Schlosses) mit dem englischen Bestandteil „Castle“ wird vage angedeutet, dass die Geschichte in Großbritannien spielt. Da es aber so gut wie keine Landschaftsdarstellungen oder andere Verweise auf die geografische Verortung gibt, bleibt hier nur, dass der Eindruck erweckt werden soll, die Handlung spiele im Land der Burgen und Geheimnisse, eben irgendwo auf den britischen Inseln. Statt mit sprachlichen Mitteln Atmosphäre zu erzeugen, werden hier ein paar aufgesetzte Elemente eingefügt, die die Atmosphäre ersetzen sollen.
So bleibt nur, dass das Buch ein einigermaßen unterhaltsamer Schmöker ist, mit einigen spannenden und auch komischen Episoden, und es hätte ihm gutgetan, auf die künstliche Überhöhung und Aufladung mit Bedeutung zu verzichten.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gudrun Stenzel; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 14.01.2024