Meine wilde Wut

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• Gefühle

Teaser

Streiten um Sachen und Worte – wütend sein – alleine im Karton sitzen – sich gegenseitig nicht verstehen oder hören wollen. In "Meine wilde Wut" geht es nicht darum, Wut nüchtern zu erklären oder zu verstehen, sondern sie auszudrücken.

Beurteilungstext

In "Meine wilde Wut" ist der Foto-Künstler Jan van Holleben am Werk.
Er zeigt Kinder mit verzerrten Gesichtern und koboldartigen Spaghetti-Haaren sind von dahingeschmierten Mini-Gedichten umrahmt. Kinder sind durch schlagenlinienförmige verknotete Bindfäden voneinander getrennt, die zeigen, was so oft zum Konflikt führt: einer spricht, der andere versteht nicht. Kinder versetzen sich auf einem Mikado-Spiel-Setting Kinnhaken oder wühlen sich aus großen prall mit Luft gefüllten Bällen hervor, der Kommentar ist "eng eng eng eng eng peng!" Manchmal ist es der Streit zwischen zwei Kindern, manchmal ist es die Einsamkeit, oft ist es etwas, das aus dem Kopf herauswächst, immer ist es: die kindliche Wut!
Das Foto-Buch kommt mit wenigen Worten aus, die meistens in kurze Gedichte gefasst sind. Stattdessen sind es Objekte, die das Wort ergreifen. Und die Ausdrücke der Gesichter von vielen sehr unterschiedlichen Kindern.
Auf wenigen Seiten wird klar, dass Wut viele Farben und Facetten haben kann. Der Dialog "Ich mach alles kaputt! Kann man alles kleben?" der sich in der Mitte des Buches befindet, scheint die klarste Feststellung zu sein. Das wird einem Thema gerecht, das Erwachsene nur schwer erklären können und Kinder doch irgendwann lernen müssen. Deshalb dürfte diese collagenhafte Ausdrucksweise ihnen besonders nah sein, ob sie jedoch ankommt dürfte auch eine Frage der Ästhetik sein. Passenderweise handelt es sich um kein Buch, das man einfach vorlesen oder überblättern kann. Wieviel davon hängen bleibt, ist eindeutig dem Leser*in-Team geschuldet.
[Julia Ritter]