MEINE MUTTER, DER KREBS UND ICH

Autor*in
PERCIN, ANNE
ISBN
978-3-86873-973-2
Übersetzer*in
Kootz, Anja
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
SÖNDGEN, SIMONE
Seitenanzahl
144
Verlag
Knesebeck
Gattung
Ort
München
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Tanja ist 14, liebt Trolle, Werwölfe und Friedhöfe. Sie lebt bei ihrer alleinerziehenden Mutter, die begeistert Photos, Texte und Rezepte für perfekte Alltagsidylle bloggt. Als bei der Mutter Krebs diagnostiziert wird, müssen beide lernen, offen und ehrlich miteinander umzugehen. Tanjas unverkrampfte und rebellische Art ermutigen die Mutter, ihrer Situation komische Seiten abzugewinnen, um die Power des Lebens zu spüren. Und dann wächst Sportmuffel Tanja beim Crosslaufen über sich hinaus.

Beurteilungstext

„Meine Mutter, der Krebs und ich“ ist nicht nur ein eindrucksvolles Buch über das Leben nach der Diagnose, sondern vor allem auch ein sehr sensibler Roman über sechs wichtige Monate im Leben einer pubertierenden 14 jährigen.
Tanja und ihre Mutter sind sehr verschieden. Die alles Düstere und Morbide liebende Tanja kann mit der geschönten, perfekt auf Idylle gestylten Bloggerwelt ihrer Mutter so gar nichts anfangen. Beide haben sich nur wenig zu sagen. Doch im Verlauf der Krebstherapie lernen beide nicht nur, wieder offen und ehrlich miteinander umzugehen, sondern auch den anderen in seiner Besonderheit wahrzunehmen und zu schätzen. Die Mutter muss nicht mehr Heldin spielen und gewinnt neue Lebensenergien, indem sie sich von den schrägen Ideen ihrer Tochter zu verrückten gemeinsamen Aktivitäten anstecken lässt. Tanja selbst spürt, dass ihr Faible für den Gothik- Style auch ihrem Leben das Lebendige genommen hat. Sie überwindet nicht nur ihre Abneigung gegen sportliche Bewegung, beginnt alleine ein Lauftraining, lässt sich später von ihrer Mutter coachen und nimmt als Crossläuferin teil am Schulwettkampf. Sondern sie öffnet sich auch emotional, spürt, wie sie als Mädchen wahrgenommen wird und lässt erste zarte Gefühle für einen Mitschüler zu.

Anne Percins Roman ist authentisch und mitreißend geschrieben, er berührt, ohne traurig zu machen. Er lenkt eher den Blick auf das, was überwunden werden sollte: „Das Hindernis überwinden. (…) Auch wenn es wehtut. (….) Durchatmen, lachen, die schönen Dinge genießen. Leben eben.“ (S. 135)
Dass diese Thematik mit einer gewissen Leichtigkeit daherkommt, liegt auch an der Sprache, die sehr authentisch den selbstbewussten, bisweilen etwas dick auftragenden Sprachstil pubertierender Jugendlicher wiedergibt: klar und ungeschönt, bildhaft und farbig, mit phantasievollen Wortkombinationen.
Auch das von Simone Söndgen gestaltete Buchcover spiegelt diese Leichtigkeit wieder. Es ist weiß grundig mit wenigen klitzekleinen grauen Farbklecksen. Beim Titel in Großbuchstaben stechen die Signalwörter „Mutter- Krebs- Ich“ durch ihre pinke Farbe sofort ins Auge. Daneben ein in einer Photakabine aufgenommener schwarz- weiß Filmstreifen, der Mutter und Tochter zeigt, wie sie bei ihrer ungewöhnlichen Shopping- Tour in der Stadt dem Schicksal frech lachend die Zunge herausstrecken.
Das Buch empfiehlt sich für lesebegeisterte Jugendliche ab 14 Jahren.

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Diese Rezension wurde verfasst von Ser.
Veröffentlicht am 01.01.2017