Meine Märchenwelt

Schlagwörter

• Basteln/Anleiten
• Familie
• Gefühle
• Tiere

Teaser

In „Meine Märchenwelt“ werden zehn sehr bekannte Kindermärchen nacherzählt, z.B. Rapunzel, Hänsel und Gretel, Frau Holle, Schneewittchen und die sieben Zwerge. Um das Gelesene für die Kinder erfahrbar zu machen, gibt es zu jedem Märchen Bastelanleitungen, Spielideen und sogar einige Rezeptvorschläge.

Beurteilungstext

„Meine Märchenwelt“ ist ein ansprechend illustriertes Bilderbuch im handlichen Format 24,5 x 24,5 cm und ausgestattet mit schönem, festem Papier, das einem häufigen Gebrauch gut standhalten wird. Die Autorin verfolgt mit ihrem auf besondere Weise konzipierten Buch ein „innovatives Konzept", das in einer Presseinformation des Verlages so beschrieben wird: „Die Verknüpfung von Lesen & Spielen bietet die Möglichkeit, (vor-)gelesene Geschichten im Spiel aufzunehmen und so ein intensives Freizeiterlebnis zu gestalten.“ (www.penguin-junior.de)

Für ihr Märchenbilderbuch hat die Autorin zehn klassische, sehr bekannte Märchen ausgewählt, die nacherzählt werden (neun sind von den Gebrüdern Grimm, eins ist von Andersen: „Die Prinzessin auf der Erbse“). Dies bedeutet: Der Inhalt dieser Märchen ist in eine gut verständliche, einfache Sprache „heruntergebrochen“ und auch der Textumfang ist auf das Wesentliche „verschlankt“ worden. So sind die Märchentexte jeweils nur ein bis zwei Seiten lang. Sehr bekannte Märchenmotive werden auf diese Weise schon kleineren Kindern vertraut gemacht, und damit erscheinen die Geschichten für die angegebene sehr junge Zielgruppe ab drei Jahren geeignet. Bezüglich der Sprache ist es jedoch schade, dass der ursprüngliche, spezielle „Märchenzauber“ zum Teil verloren gegangen ist. Pädagogisch gesehen hat es möglicherweise den Vorteil, dass dadurch die Schrecken, die Märchen ja durchaus beinhalten, abgemildert werden und sie so weniger Angst machendes Potential enthalten.

Dass diese Märchen schon für Dreijährige geeignet sein sollen, erscheint jedoch fraglich, denn mit vielen Ereignissen, die beschrieben werden, sind Kinder in diesem Alter sicherlich überfordert, z.B. Eltern setzen ihre Kinder aus, weil es nicht genug zu essen gibt (Hänsel und Gretel), der Vater verspricht der Zauberin sein Kind (Rapunzel), das Pech blieb bis an ihr Lebensende an ihr hängen (Frau Holle). Wie Eltern prinzipiell mit der Entscheidung umgehen, ob sie ihren Kindern überhaupt oder ab welchem Alter Märchen vorlesen, kann man ihnen nicht abnehmen.

Einen besonderen Stellenwert haben die farbenfrohen Illustrationen, die oft eine ganze Seite einnehmen oder auch um den Text herum gruppiert sind. Sie verdeutlichen in klar umrissenen Bildern den Inhalt der Geschichten und sind so eine gelungene Ergänzung zum Text. Auffallend ist bei der Darstellung der weiblichen Personen ein lieblicher, kindlicher Gesichtsausdruck. Sie entsprechen dem Anspruch, Texte, die ursprünglich für ältere Kinder/Erwachsene gedacht waren, für eine jüngere Zielgruppe passend zu machen, indem die Personen „verkindlicht“ dargestellt werden. In dieses Bild passen auch die verspielten Extraelemente wie Schmetterlinge, Vögel, Hasen, Pilze und Igel.

Nach jedem Märchen werden den Kindern auf einer Doppelseite Bastelanleitungen, Spielideen und Rezepte angeboten. Dabei ist es von großem Vorteil, dass die dafür benötigten Materialien in Haushalten mit Kindern meistens schon vorhanden und deshalb schnell verfügbar sind. Eine aufwändige, lange Vorbereitung entfällt. Sehr viele der Vorschläge sind durchaus bekannt, z.B. eine Schatzsuche, eine Krone oder Seerosen basteln, ein Knusperhäuschen herstellen. Jedoch hat die Autorin aus diesem großen Repertoire passende Spiel- und Bastelideen auf das jeweilige Märchen zugeschnitten. Manches lässt sich allein umsetzen, meistens sind aber andere Personen für die Durchführung der Spiele nötig. Jede Doppelseite hat eine besondere Überschrift, die Lust aufs Mitmachen wecken soll. „Mit dem Zwerg nehmen wir es allemal auf“, „Wer hat Angst vor der Zauberin? Wir nicht!“, „Auch für uns soll es Sterntaler regnen!“

Die Anleitungen sind übersichtlich gestaltet und gut verständlich und ausführlich formuliert. Die einzelnen Überschriften zu den Aktivitäten haben ebenfalls einen hohen Aufforderungscharakter, der noch durch viele kleine, lustige Illustrationen unterstützt wird. Man kann feststellen, dass die Zusammenarbeit von Autorin und Illustratorin zu einem ansprechenden Ergebnis geführt hat. Allerdings erscheint der Anspruch, dass hier ein „innovatives Konzept“ verwirklicht wird, übertrieben. Vielmehr hat die Autorin vielfach Bekanntes in neuer Weise zusammengestellt.
Abschließend ist zu erwähnen, dass ein Inhaltsverzeichnis für die Orientierung innerhalb des Buches sehr hilfreich wäre. Seitenzahlen sind vorhanden.