Meine digitale Familie

Autor*in
Javaux, Amélie
ISBN
978-3-949276-14-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Masson, Annick
Seitenanzahl
32
Verlag
Kindermann
Gattung
Buch (gebunden)Bilderbuch
Ort
Berlin
Jahr
2023
Lesealter
0-3 Jahre4-5 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Vorlesen
Preis
18,00 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Hund Krümel erzählt, wie seine Familie von Oma Smartphones und Tablets geschenkt bekommen und ihn schließlich vernachlässigen. Trotz Happy End wird die Mediennutzung in diesem ausdrucksstark illustrierten Buch als durchweg negativ dargestellt.

Beurteilungstext

Der Hund Krümel erzählt in diesem Kinderbuch der belgischen Autorin Amélie Javaux die Geschichte seiner Menschen-Familie. Erst ist er selbst das Geschenk der Oma an die drei Kinder und weil er so süß wie ein Keks ist, liegt der Name „Krümel“ auf der Hand. Die drei Kinder sind begeistert und Krümel und hat das glücklichste Hundeleben mit Gassirunden, Kuscheln und Leckerlis.
Eines Tages schenk die Oma den jubelnden Kindern Smartphone, Konsole und Tablet und „seit diesem Tag ist alles anders“. Die Kinder sind von den digitalen Medien „wie hypnotisiert“ und der arme Krümel langweilt sich schrecklich in dem jetzt so stillen Haus. Selbst die Eltern spielen mit der Konsole und niemand will mehr mit dem Hund Krümel spielen. Denn „nichts, gar nichts, überhaupt nichts kann sie von den Bildschirmen weglocken“.
Krümel beschließt ein Zeichen zu setzten und abzuhauen. Nun sind die Kinder verzweifelt, suchen ihn und fragen sich, ob „er nicht mehr glücklich bei [ihnen war]“. Krümel scheint zur Oma gerannt zu sein, die ihn wieder den freudigen Kindern zurückbringt. Alle sind glücklich, niemand denkt an Bildschirme, sondern spielen gemeinsam. Fortan hat sich „zu Hause einiges verändert“ und die Kinder probieren jeden Tag ein neues Glücksrezept aus. Zwar werden gelegentlich noch digitale Medien konsumiert (teilweise gemeinsam), dennoch ist Krümel wieder der „glücklichste Hund der Welt“.
Auf den ersten Eindruck wirkt dieses Buch ob der farbenfrohen und lebhaften Zeichnungen von Annick Masson sehr ansprechend, jedoch strotzt es vor problematischen wenig nuancierten Darstellung zur Problematik von digitalen Medien („Oma hat mein schönes Leben zerstört. Ihre Geschenke haben alle krank gemacht“). Trotz des etwas versöhnlichen Endes werden Bildschirme als tiefgründig schädlich dargestellt, was dem Text auf der Buchrückseite („ein feinfühliges Buch über den achtsamen Umgang mit digitalen Medien“) nicht entspricht.
Weiterhin schwierig ist die emotionale Erpressung des Hundes durch sein Verschwinden sowie teilweise unnötige Rollenklischees. Zwar spielt auch eins der weiblich gelesenen Geschwister sehr verbissen dargestellt mit der Konsole, jedoch scheint sämtliche Care-Arbeit (Essen kochen, Tee bringen, Haushalts-Arbeiten) von der Mutter der Kinder verrichtet zu werden, während der Vater arbeitend oder geschäftig telefonierend dargestellt wird. Auch als beide Eltern vor dem Fernseher abgebildet sind, ist der Vater mit Videospielen beschäftigt, während die Mutter auf ihr Smartphone schaut (Spielt sie ein Handyspiel? Organisiert sie gerade einen Kindergeburtstag? Checkt sie Arzttermine oder kauft online für die Familie ein?).
Zudem wird am Ende, als die Oma den Hund wieder zu den Kindern bringt, der Medienkonsum durch eine Runde Schokoriegel von der Oma ersetzt, was ebenfalls wie ein fragwürdiges pädagogisches Konzept erscheint.
Die Illustrierung ist hingegen sehr liebevoll. Da nur wenig Text auf jeder Seite steht, könnte das Buch als optische Vorlage dienen, um eine weniger problematische Geschichte einem noch nicht selbst lesenden Kind zu erzählen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Anna Schumacher; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 21.08.2023