Mein Weg zum Traumverein

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Teaser

Erzählt wird der Weg von Thomas Müller vom TSV Pähl zur Jugendmannschaft des FC Bayern München.

Beurteilungstext

Die Geschichte ist schnell erzählt: Thomas spielt beim TSV-Pähl und bringt diesen recht unbedeutenden Verein voran. Ein Talent-Scout des FC Bayern Münchens wird auf ihn aufmerksam, lädt ihn zum Probetraining, das Thomas erfolgreich absolviert. Punkt. Mehr nicht. Schade.
Erzählt wird aus der Perspektive von Thomas Müller, das macht das Erzählte immerhin lebendig, birgt aber auch das Problem, das autobiografische Texte oft haben: Sie sind unglaublich egozentrisch dargestellt. Wir erfahren als Lesende nur etwas über das, was Thomas macht, was Thomas denkt, was Thomas fühlt. Da ist kein Platz für Freunde, auch kein Platz für Mitleid für die, die das Probetraining nicht schaffen und keine Wehmut, dass er mit dem neuen Verein den alten verlassen muss. Es gibt keinen Raum, um zu reflektieren, was das für seine Eltern oder seinen Bruder Simon heißt. Und natürlich sind solch autobiografische Texte vor allem für eines geeignet: Legendenbildung.
Die Geschichte ist also weder originell noch spannend (alle Lesenden Kinder wissen ja, dass Thomas Müller erfolgreich war…). Dass dieses Buch trotzdem von den Verkaufszahlen her erfolgreich sein wird, liegt an anderen Dingen. Das ist der Name und die Marke Thomas Müller, die sich für eine aufwändige Vermarktung eignet inkl. Autogrammkarte und Youtube-Video mit Müller selbst. Konsequent stellt das Cover die Person in den Mittelpunkt, gleich doppelt: Als Foto und in der Zeichnung von Jan Birck.
Dessen Bilder illustrieren das Erzählte, setzen aber ebenso wie der Text hauptsächlich auf die Figur Müller: 27 mal können wir ihn auf den Bildern sehen. Ansonsten gibt es vor allem Fußballerisches: Fußballfelder, Tore etc. Interessant ist, wie Birck das Spielerische betont, denn oft ist das, was auf dem Platz geschieht, bunt, was im Hintergrund ist (Zuschauer*innen, Gebäude etc.) als zweifarbige Zeichnung dargestellt. Interessant ist ein Bild in der Umkleidekabine, denn Birck hat realitätsnah „Wandschmierereien“ an die Wand geschrieben – ein zusätzlicher Leseanreiz.
Julien Wolff hat als Co-Autor zusammen mit der Layout-Abteilung handwerklich gute Arbeit geleistet, denn der Text entspricht weitgehend den Anforderungen an Erstlesebücher: Kurze Sätze, ein relativ einfacher Lesewortschatz, Flattersatz mit Sinnfugen am Zeilenende etc. Obwohl Wörter wie „Champions League“ oder „Trikot“ nicht zum einfachen Lesewortschatz gehören, sind sie in diesem Zusammenhang unerlässlich und wohl eher eine Lernchance als ein Lesehindernis.

Ach ja, die Rätselseiten: Der Oetinger Verlag hat in allen seinen Erstlesebüchern Rätselseiten, hier ergänzt auch durch bastel- und Spielideen. Mit dem Buch haben sie wenig zu tun, als Lernaufgaben sind sie didaktisch wenig profiliert. So mögen sie vielleicht als Rätselspaß einigen Kindern Freude machen – notwendiger Bestandteil eines Erstlesebuches sind sie nicht.

Der Oetinger Verlag setzt viel Hoffnung in dieses neue Konzept. Ob tatsächlich junge Leser (in diesem Falle wird der Verlag wohl vor allem Jungen im Blick haben) durch dieses Buch zum Lesen motiviert werden, die sich sonst mit dem Lesen schwertun, ist eher ungewiss. Trotzdem wird das Buch wahrscheinlich Verkaufszahlen erreichen, die über übliche Auflagen von Erstlesebüchern hinausgehen.

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg