Mein Leben als einsamer Axolotl. Unten am Grund

Autor*in
Bondestam, Linda
ISBN
978-3-910549-01-2
Übersetzer*in
Hüther, Franziska
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Bondestam, Linda
Seitenanzahl
48
Verlag
limbion
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Dießen
Jahr
2023
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
19,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Aus 987 Eiern ist nur dieser eine Axolotl geschlüpft, als einziger seiner Art lebt er am Grund eines Sees. Anfangs geht es ihm recht gut, er hat genug zu essen, findet gelegentlich „spannende Schätze“ in seiner Wasserwelt, spielt mit kleinen Fischen und anderen Tieren. Aber bald wird sein Leben einsamer, das Wasser trüber, die Welt am Ufer düsterer, dann steht dort alles in Flammen. Plötzlich schleudert ihn eine Monsterwelle in einen anderen See und in ein neues, hoffnungsvolleres Leben.

Beurteilungstext

Die finnische Autorin Linda Bondestam hat für ihre Geschichte einen höchst ungewöhnlichen Protagonisten gewählt. Der Axolotl ist ein seltener Schwanzlurch, der nur wenigen Kindern und Erwachsenen bekannt sein wird. Er hat seinen Lebensraum in zwei mexikanischen Seen, ist vom Aussterben bedroht und kommt fast nur noch in der Aquarium-Haltung vor. Aus seiner Sicht werden hier die Folgen des Klimawandels und der Umweltzerstörung geschildert.

Dieses schwierige Thema wird durch den Fokus auf den liebenswerten Axolotl, der vielleicht der letzte seiner Art ist, aus einer ungewöhnlichen Perspektive und voller Empathie geschildert. Die zweibeinigen „Plumpiane“ an Land (damit sind die Menschen gemeint) kommen nur am Rand der Geschichte vor, obwohl sie die Verursacher der Zerstörungen sind. Anfangs ist das Leben für den kleinen Schwanzlurch noch schön, er kurvt fröhlich zwischen den Pflanzen durch das Wasser. Auf dem Grund seines Sees geht er in die Unterwasserschule, sammelt „Schätze“ wie leere Dosen und kaputte Handys und spielt mit seinen Tigersalamander-Freunden. Doch mit der Umweltzerstörung an Land verändert sich auch das Leben des Axolotls im See, er wird immer einsamer, sein „Leben am Grund schmeckt bitter“. Eines Tages wird er von einer kolossalen Welle in eine überraschende Zukunft getragen. Er lernt einen anderen Axolotl kennen, zusammen erkunden sie die neue Umgebung. „Das Wasser blubberte erfüllt von etwas ganz Neuem“ und bald werden die beiden „Eltern von 987 kleinen Larven“.

Über die „Plumpiane“ erfährt der Leser nichts mehr, was aus ihnen am Ende geworden ist, wird nicht erwähnt. Die Geschichte endet mit einem farbenfrohen Bild, auf dem die glücklichen Axolotl-Eltern mit ihren vielen kleinen Larven zu sehen sind. „In meinem Leben unten am Grund ging’s rund“, meint der kleine Schwanzlurch am Schluss zufrieden.

Linda Bondestam erzählt auf eindringliche Weise von dem Leben auf unserer Erde und macht den Kindern und auch uns Erwachsenen deutlich, wie verletzbar es ist und doch auch wie widerstandsfähig. Zitate von zwei unterschiedlichen Astronauten schickt die Autorin der Geschichte voran und hinterher. Am Anfang meint Collins über die Erde: „Mein Gott, ist das kleine Ding da draußen zerbrechlich.“ Am Ende staunt Tsang Lu, ein anderer amerikanischer Astronaut, „wie robust es (das Leben) ist… es findet einen Weg“. Genau diese Spanne versucht Bondestam in ihrer Geschichte aufzuzeigen und schafft es - auch und besonders mit ihren Illustrationen - trotz der Schilderung von wirklicher Bedrohung eine heitere Zuversicht auszustrahlen. So urteilt der „Nordic Council Children and Young People's Literature Prize“: „Indem sich das Kleine im Großen spiegelt, kann der Leser den zerbrechlichen Planeten, auf dem wir leben und dessen Zukunft uns alle angeht, besser verstehen und sich mit ihm auseinandersetzen."

Bondestams Sprache ist lebendig, kindgerecht und einfallsreich, mit ihrer Wahl, den Axolotl zum Erzähler zu machen, macht sie das Buch besonders liebenswert. Der ungewöhnliche Protagonist wird das Interesse vieler Kinder wecken und einen neuen Blick auf die Lebenswelt einer wenig bekannten Tierart lenken. Bondestams ganzseitige Illustrationen sind farblich auf das Geschehen abgestimmt und schaffen eine beeindruckende Atmosphäre. Die Bilder zeigen überraschende Details, schildern die Gefühlslage des kleinen Tieres und enthalten auch witzige Elemente. Kinder im Grundschulalter werden sich gern mit dem Buch beschäftigen - um Nachfragen zu klären am besten zusammen mit einem Erwachsenen. Für Familien und besondere Projekte in der Schule ist es sehr zu empfehlen.

Linda Bondestam ist eine der bekanntesten Illustratorinnen und Autorinnen Skandinaviens und erhielt mehrfach bedeutende Auszeichnungen für Kinder- und Jugendliteratur, u. a. wurde sie 2021 für den Astrid-Lindgren-Preis nominiert. Sie lebt mit ihrer Familie in Helsinki und schreibt ihre Bücher auf Schwedisch. Auch die Übersetzerin Franziska Hüther wurde für ihre Arbeit bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. 2020 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis für Marianne Kaurins „Irgendwo ist immer Süden".

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Diese Rezension wurde verfasst von Dagmar Haunert; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 16.02.2024