Mein genialer Bruder und ich

Autor*in
Fitzgerald, John D.
ISBN
978-3-596-85412-7
Übersetzer*in
Hachmeister, Sylke
Ori. Sprache
Amerikanisches Engli
Illustrator*in
Engelking, Katrin
Seitenanzahl
264
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2011
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

John ist 7, seine Brüder Tom 10 und Sweyn 11. John erzählt von seiner Kindheit auf dem Land des Jahres 1896 in Utah. In dieser heilen Welt spielen sich kleine Dramen ab, die in einer wahrhaft edelmütigen Story am Ende münden. John bewundert seinen Tom maßlos, vor allem, weil der aus jeder Situation Geld zu gewinnen mag, was ihm den Ruf des Genies verschafft.

Beurteilungstext

Die Verbindung zu Tom Sawyer drängt sich auf: die gleiche leichtfüßige Sprache, die naive Sicht des vorpubertären Jungen, die heile Welt der US-Kleinstadt der vorletzten Jahrhundertwende. Sogar gleiche Sujets tauchen bei beiden Autoren, Twain und Fitzgerald, auf, besonders deutlich wird das in dem Kapitel, in dem sich zwei Kinder in einem unerforschten Höhlensystem verirren und gesucht werden. Aber Fitzgerald verschweigt das nicht: der eigentliche Held heißt Tom und das Lieblingsbuch des Ich-Erzählers ist Tom Sawyer. Mit Sicherheit kann man also von Epigonentum sprechen, aber Fitzgerald verträgt den Vergleich.
Es fällt auf, dass kein Schwarzer in dieser kleinen Welt auftaucht, keine Mädchen und die Mormonen, obwohl es in deren Staat spielt, nur eine Nebenrolle bekommen. Probleme gibt es nicht eigentlich in dieser Welt, in der die Mutter und die Tante mehlüberstäubt in der Küche stehen, die Kinder selbstverständlich bei allen Hausarbeiten helfen, es kein Radio oder TV gibt, von außerhalb praktisch nichts in die Idylle dringt, alle Probleme entwickeln sich innerhalb dieser Klausur. Für Kinder haben sie es aber in sich: Der Vater schafft sich eine Sensation an: ein WC/ Kinderkrankheiten begegnet man damit, sich gezielt selbst anzustecken/ das Höhlenabenteuer/ ein Jude verhungert im Ort, ohne dass das irgendwer bemerkt/ ein Migrantenkind wird auf rabiate Weise in die Jungenbande aufgenommen/ ein neuer Lehrer straft ungerecht und wird (fast) erfolgreich von den Kindern bestraft/ ein behindertes Kind verzweifelt und wird gezielt von den Freunden wieder aufgebaut.
Die Erwachsenen spielen eigentlich nur Nebenrollen, greifen aber im entscheidenden Moment an der richtigen Stelle ein, die Sicht des kleinen John ist kindlich-naiv, so dass er allen Ernstes seinen Freund bei einem Selbstmordversuch unterstützt - das scheitert nur daran, dass das beteiligte Pony klüger ist das die beiden Jungs und der geniale Tom dazu kommt.
Alle Kapitel sind durch einen enormen Lernzuwachs der Kinder gekennzeichnet, auch der geniale Bruder kommt letztlich von seiner Gewinnsucht ab und beeindruckt den Leser durch seine “Denkmaschine”, eine nüchterne und stets erfolgreiche Suche nach einem Ausweg aus einer verrannten Situation.
Lesenswert und Gewinn bringend für Kinder des 21. Jahrhunderts sind alleine schon die ritualisierten Kämpfe zwischen den Jungs: Es gibt Absprachen und Regeln, an die sich jeder hält, ganz selbstverständlich. Die Schlachten sind blutig und brutal, aber keiner wird ausgegrenzt, nieder gemacht, einfach fertig gemacht. Versucht einer das, treten alle anderen dagegen an - und die Freundschaft ist wieder hergestellt.
Eben doch eine Story aus einer heilen Welt. cjh11.9

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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