Martha, Helen und der Weg aus der Dunkelheit

Autor*in
Petrick, Dagmar
ISBN
978-3-7615-6816-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
269
Verlag
Aussaat
Gattung
BiografieBuch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Neunkirchen-Vluyn
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreVorlesen
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Helen Keller ist ein besonderes Mädchen. Auch wenn sie nicht sehen und hören kann, nimmt sie die Dinge, die um sie herum geschehen, genau wahr. Tastend erlebt sie die Welt. Doch das reicht ihr an vielen Stellen nicht. Sie bekommt oft Wutanfälle und das Geschirr landet auf dem Boden. Ihre Familie erhofft sich Hilfe von der neuen Lehrerin. Und die greift auf sehr ungewöhnliche Methoden zurück.

Beurteilungstext

Mit „Martha, Helen und der Weg aus der Dunkelheit“ gelingt es Dagmar Petrick, einen Wendepunkt im Leben von Helen Keller genau zu beleuchten, den Helen Keller selbst als „Geburtstag ihrer Seele“ bezeichnet. Sie wählt dafür die Perspektive von Martha Washington, dem Mädchen der Köchin, die oft auf Helen aufpassen muss. Insbesondere die Lehrmethoden der Lehrerin Anne Sullivan werden sehr genau beschrieben. Sie lässt Helen Gegenstände befühlen und schreibt ihr das passende Wort in die Hand. Doch so leicht ist das Lernen für Helen nicht. Auch wenn sie eine schnelle Auffassungsgabe hat, muss sie zunächst ihre Wut bezwingen und dann auch noch die Tätigkeit verstehen, nicht nur nachahmen. Für diesen Prozess nimmt sich das Buch viel Zeit.
Die einzelnen Szenen sind sehr handlungsreich und anschaulich beschrieben. So zum Beispiel das erste Abendessen mit der neuen Lehrerin. Während Marthas Mutter nur die besten Speisen und sogar Klöße aufgetischt hat, vergeht der Lehrerin der Appetit, als Helen anfängt, am Tisch zu wandern und mit den Händen jeden Teller zu erkunden und sich hier und da etwas davon zu nehmen. Die Familie scheint das nicht zu stören, aber die Lehrerin ist erschüttert. Sie beschließt dann einige Wochen mit Helen allein im Gartenhaus zu verbringen und tatsächlich lernt Helen sehr schnell immer mehr Wörter. Aber sie hat noch nicht verstanden, dass die Wörter nicht nur die Namen für einzelne Dinge sind, sondern übergreifende Begriffe. So müht sich die Lehrerin den Unterschied zwischen Wasser, Becher und trinken zu zeigen. Immer wieder malt sie die passenden Buchstaben auf Helens Hand und diese wiederholt sie. Aber doch hat sie diese noch nicht verstanden. Erst ganz am Ende des Buches wird dieser Aha-Moment gezeigt, der Helen fortan eine ganz neue Welt eröffnen soll. Sie hat einen Weg gefunden, ihre Gedanken in Worte zu fassen und zum Ausdruck zu bringen.
Die wiederkehrenden Motive wie das Spielen mit der Puppe, das Kuchenessen, das Klößekneten, sowie das überschaubare Personal und die zahlreiche wörtliche Rede und Gedankenrede gestalten die Szenen sehr anschaulich. Man ist als Lesende*r sehr nah am Geschehen und doch eher als Beobachterin durch die Erzählerin Martha dabei. Immer wieder werden wir als Lesende auch in die Gedankenwelt von Martha mitgenommen, die ganz philosophisch über sich und Helen nachdenkt. Dabei spielt auch das Erbe der Sklaverei und die Zukunft der Schwarzen im Süden Amerikas eine Rolle. Es ist fast erschreckend zu lesen, wie sehr sich Martha zunächst in ihr Schicksal fügt und allerlei Arbeit im Haus tut, dabei selbst aber kaum etwas besitzt und auch wie selbstverständlich als Bedienstete angesehen wird. Hier bietet es sich auch für Schulklassen an, über die Situation zu reflektieren, denn das Buch beschreibt eben nicht nur Helens Weg aus der Dunkelheit, sondern auch Marthas, so wird es zumindest hoffnungsvoll angedeutet.
Dagmar Petrick gelingt eine absolut schlüssige, biografische Erzählung, die starke Frauen in den Mittelpunkt stellt, die nicht aufgeben und hart arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen. Es ist als Klassenlektüre aufgrund der vielseitigen Thematiken wie Lernen, Sprache, Unterdrückung und Sklaverei und der eindrücklichen Beschreibungen unbedingt zu empfehlen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Alexandra Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 23.08.2022

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