Mama und Mami und ich: Die große Vermissung

Autor*in
LaCour, Nina
ISBN
978-3-949315-23-7
Übersetzer*in
Brandstetter, Isabelle
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Juanita, Kaylani
Seitenanzahl
40
Verlag
Zuckersüß
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Berlin
Jahr
2022
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
24,90 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Gefühl jemanden ganz arg zu vermissen, der gerade für eine Weile weg ist, kennt sicherlich jedes Kind. Dieses Bilderbuch greift das Gefühl auf und zeigt, wie sich eine große Vermissung anfühlt.

Beurteilungstext

Ein kleines Mädchen im Kindergartenalter lebt mit ihren beiden Müttern gemeinsam - doch eine muss für eine Woche auf Geschäftsreise. Das fühlt sich für das Mädchen nicht gut an, sie kann nicht mehr in der Mitte sitzen, braucht keine Heidelbeeren (das Lieblingsobst der Mami) mehr in den Einkaufswagen zu packen, bekommt mit ihrer Mama im Café zwei Tassen statt drei. Das alles fühlt sich nicht richtig an und bringt das Mädchen zum Weinen. Doch immer wieder tauchen auch gute Momente auf - z. B. wenn man mit Mami videotelefonieren kann, einen Blumenstrauß für ihre Rückkehr pflückt und ein Begrüßungsbanner gestaltet oder aber mit Mama einen schönen Filmabend zur Ablenkung macht. Das Gefühlsauf und -ab stellt das Buch sehr gut heraus. Auch in den grafischen, oft pluriszenischen Illustrationen, die mit leichten Farben, insbesondere Violett, koloriert wurden, zeigen sich die Emotionen insbesondere an der Körperhaltung und Mimik der Protagonist*innen. Kylani Juanita, die in den USA insbesondere für ihre aktivistischen Zeichnungen im queeren und integrativen Kontext bekannt ist, bildet auch in diesem Bilderbuch Vielfalt ab. So ist es nicht nur die gleichgeschlechtliche Elternschaft, sondern es sind auch selbstverständlich People of Colour oder ein Mädchen mit einer Halskrause abgebildet.
Besonders überzeugend finde ich die Stärke, die die beiden Frauen hier transportieren - vorrangig im Bild. Sie stechen durch ihren auffälligen, selbstbewussten Kleidungsstil heraus, mit Tattoos, viel Schmuck, farbigen Haaren und Piercing sind sie selbst fast Kunst. Mami und Tochter haben dazu die gleiche Pigmentstörung auf der Stirn, die sie selbstbewusst in Szene setzen und die ihre Verbundenheit ausdrückt. Auch der Erzieher in Spielgruppe ist männlich - Rollenstereotype werden daher absolut vermieden.
Etwas kitisch sehe ich den Text, der wenig authentisch wirkt, wenn das Mädchen, aus dessen Perspektive erzählt wird, Sätze produziert wie "Ich vermisse Mami. Ich vermisse sie so tief, wie ein Taucher im Ozean verschwindet, und so hoch, wie eine Astronautin zu den Sternen fliegt." und auch in anderen Momenten finde ich den Text nicht ganz auf den Punkt. Wiederum gefällt mir, dass die Szenen mit den Wochentagen überschrieben sind. So kann man absehen, wie viel Zeit bereits vergangen ist und wie lang eine Woche Warten ist - was man als Kind hier alles machen kann.
Insgesamt empfehlenswert, mit kleinen Abstrichen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Naugk; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 29.05.2023