Malagash

Autor*in
Comeau, Joey
ISBN
978-3-903081-51-2
Übersetzer*in
Reußig, Tobias
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
136
Verlag
Luftschacht
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Wien
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sundays Vater liegt im Sterben. Verzweifelt sucht sie ihren Weg zwischen Loslassen und Festhalten – und findet erstaunliche Möglichkeiten, einen Draht zu halten.

Beurteilungstext

Wie kann man jemanden halten, der unweigerlich gehen wird. Sunday hat ihren Plan entwickelt. Ständig nimmt sie ihren Vater auf, mit ihrem Handy. Alle dummen Sprüche, alle Witze und auch die Vertraulichkeiten, alles wird mitgeschnitten und transkribiert. Es entsteht eine enorme Datenbank an Audio- und Textdateien, mit denen Sunday ein großes Ziel hat. Sie wird einen Virus programmieren, der zwar keinen Schaden anrichtet, der aber auf allen Rechnern der Welt einen Platz finden soll und der diese Aussagen enthalten wird. So wird das Bewusstsein ihres Vaters weiterleben, davon ist Sunday überzeugt.
Auf dem Weg dahin finden sich viele Anlässe, Mutter, Bruder Simon und Vater genauer zu beobachten. Sunday nimmt aufgrund ihres Projektes alle Besonderheiten genau wahr, sie erlebt intensiv und reflektiert ihr Erleben. So kann sie auch gefasst annehmen, als der Vater dann doch recht plötzlich stirbt – und sie findet einen Weg, der Familie Halt zu geben.
Joey Comeau berichtet von einer schweren Zeit und einem besonderen Projekt. Dadurch richtet er den Blick auf das natürlich widernatürliche viel zu frühe Sterben eines Vaters, der gerade einmal die Hälfte eines Lebens gelebt hat. Doch statt Bitterness thematisiert die Geschichte den Abschied in einer hoffnungsvollen Form, weil deutlich wird, dass Trauer als Ereignis von unserem persönlichen Erleben und Erfahren abhängt.
Aus der Ich-Erzähler-Perspektive entwickelt sich die Geschichte in großer Nähe und Intensität. Die kurzen Kapitel richten hochfrequent Fokuspunkte auf Sundays Erleben und dokumentieren gleichzeitig eine Entwicklung, die sie angesichts des Sterbens nicht sprachlos machen, sondern ihr Mut geben, nach vorn zu schauen. Eine beeindruckende Geschichte – sehr zu empfehlen!

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Diese Rezension wurde verfasst von Michael Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 16.09.2022