Lyrik nervt

Autor*in
Thalmeyr, Andreas
ISBN
978-3-446-24533-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
117
Verlag
Hanser
Gattung
Lyrik
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Lyrik nervt? Selbstverständlich nicht. Lyrik-Unterricht in der Schule kann allerdings ""auf den Geist gehen"", vor allem dann, wenn er so ist, wie viele ihn kennen: Was hat der Dichter damit sagen wollen? (Er hat es doch schon gesagt!) Wie heißt das Versmaß dieses Gedichts? (Jambus, Trochäus usw. sind Fremdwörter, die man kennen darf, aber nicht muss.) Welches Reimschema ...? So nervt Lyrik tatsächlich. Das Buch dagegen ist nicht nur sehr kurzweilig, es ist auch noch informativ.

Beurteilungstext

Zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung hat der Hanser Verlag das Buch ""Lyrik nervt"" als Klappenbroschur neu verlegt und mit einem Cover versorgt, das den Titel in einem roten Kreuz zeigt. Das sieht nach ""Erster Hilfe"" aus. Und so ist es auch. Nachdem Andreas Thalmayr mit dem merkwürdigen Ansinnen aufräumt, Gedichte müssten interpretiert werden, öffnet er der Welten der Reime und der verdichteten Sprache, um zum eigentlichen Ansinnen zu kommen: Freude an der Sprache wecken und Mut machen, Sprache auch dann zu nutzen, wenn sie nicht nützlich sein muss.
Zu vielen verschiedenen Aspekten, Lyrik zu schreiben, zu lesen, zu vereinnahmen findet er Beispiele, die andersfarbig (rot) gedruckt sind und deren Quellen wir am Ende des Buches in einem Anhang finden (können, wenn wir wollen). Die Beispiele sind so vielfältig wie Gedichte überhaupt, lassen Klassiker zu Worte kommen, Romantiker, Sprachtüftler und Wortschöpfer, zeigen strenge Formen als Haiku oder Sonett, sind frei, sinnlos oder sehr sinnhaft, kann man verstehen oder belächeln, darf man auch unverständlich nennen, ohne dass man sich darob schämen müsste.
Dem schlechten Deutsch-Unterricht zeigt Thalmayr berechtigterweise eine Rote Karte (wobei er hier leider verallgemeinert, denn es gibt auch die gute Schulstunde, auch zur Lyrik) und führt ein einleuchtendes Beispiel an. Niemand käme auf die Idee, ein gutes Musikstück interpretieren zu lassen. Es gefällt - oder auch nicht, entweder es erschließt sich nicht oder es verzaubert. Das macht gute Lyrik ebenso. Andererseits muss nicht alles, was jemand schreibt, veröffentlicht werden und auch noch die Hoffnung mitführen, es möge doch bitte gefallen. Man habe sich doch so viel Mühe gegeben.
Lyrik, das ist fast ein Fazit des Buches, Lyrik ist keine Gebrauchsanweisung und keine Prosa. Lyrik ist Luxus, den darf man sich gönnen darf.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010