Lügnerin - Thriller

Autor*in
Larbalestier, Justine
ISBN
978-3-570-16077-0
Übersetzer*in
Stier, Kattrin
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
394
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2012
Lesealter
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,99 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Teaser

Micah ist eigentlich ein hochmoralisches Mädchen. Sie leidet darunter, nicht immer die Wahrheit zu sagen, aber die Umstände verführen sie immer wieder dazu. Die Anderen sind es, die sie beim Lügen erwischt oder dabei, ihr die Wahrheit zu verschweigen. Zeit ihres Lebens leidet sie unter dem Gefühl, ein Freak zu sein, bis sie endlich entdeckt, ein Werwolf zu sein. Und dann wird ausgerechnet ihre erste Liebe von Hunden(?) zerfleischt. War sie das?

Beurteilungstext

Micah ist 17, schwarz und am ganzen Körper behaart. Die Behaarung ist durch hohe Hormonzufuhr reduzierbar - nicht aber ihr Gefühl, dass das daher kommt, dass sie eigentlich ein Wolf ist. Sie lebt ständig in der Angst, abgelehnt zu werden, gemieden zu werden - also ein Problem, das bei Pubertierenden nicht selten anzutreffen ist. Die Werwolfgeschichte könnte ein Gag sein, wenn nicht die Sache mit ihrem ermordeten Freund und Klassenkameraden wäre. Bis zum Schluss lässt die Autorin offen, ob sie das nun selbst war oder nur Auslöser - jedenfalls ist dieser Zach von einem Wolf gerissen worden. Mitten in New York. Wölfe gibt´s da genauso wenig wie Werwölfe. Und fast die ganzen 400 Seiten erfindet Micah Geschichten, nimmt sie zurück, erfindet neue - sie weiß letzten Endes selbst nicht, wer sie ist. Die Autorin weiß das aber auch nicht. Sie dichtet der Heldin ein rein wölfisches Witterungsvermögen an, sie lässt sie schneller als jeden Menschen laufen, sie erfindet für sie eine Familie, die wenige Stunden von NY entfernt völlig abgeschieden bar jeder Technik - wirklich jeder! - in der Einsamkeit lebt und dort alle vier Wochen zu Wölfen wird.
Die Elemente ihrer Erzählung aber sind gespickt mit humorvollen und genauen Beobachtungen, seien es die Wohnverhältnisse, der Central Park, das Schulleben, das Verhältnis der Pubertierenden untereinander oder zu ihren Lehrern, die Sprache (hervorragend übersetzt!) oder das ineinander verwobene, verschlungene, sich ständig revidierende Lügengespinst der Ich-Erzählerin und - wie schon genannt - ihr Entsetzen über das rücksichtslos Verlogene ihrer ganzen Umwelt. Das alltägliche Lügen eben, wie es jeder kennt und kaum noch einem auffällt, wohl aber einer Micah resp. Justine Larbalestier.
Micah will Biologin werden - ihre Wolfsnatur legt das nahe und interessant ist ihre Auseinandersetzung mit diesem Fach. Sie weiß genau Bescheid, ihr kann keiner etwas vormachen. Aber irgendwie verrennt sie sich dann in ihr Werwolftum - und psychologisch ist es wiederum interessant, dass in einem einzigen hellen Augenblick ihre Biologielehrerin ihr sagt, dass sie sich dazu bekennen soll, eine Frau zu werden. Gleich danach vergräbt sie sich wieder in die Wolfsgeschichte - ist es jetzt eine Psychose?
Wer will, kann hier eine wissenschaftlich klingende Beweislage für die Existenz der Werwölfe finden, wer will kann hier die zunehmende Psychotisierung eines Mädchens lesen. Aber was ist mit den anderen Lesern? Was sollen die glauben? -
Zu offen, zu unentschieden, zu sehr mit Aberglauben Ernst machend. Cjh13.02

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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