Lucky Luke - Martha Pfahl

Autor*in
Achdé nach Morris,
ISBN
978-3-7704-3919-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
47
Verlag
ehapa
Gattung
Comic
Ort
Köln
Jahr
2016
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein neuer Band von Lucky Luke, aus der Kindheit des Westernhelden in Kurzcomics erzählt.

Beurteilungstext

Neue Bände gut eingeführter Serienpublikationen sind beim ersten Lesen fast immer Enttäuschungen. Manche dieser "neuen" Bände werden aber nach Jahren und einigen Re-Lektüren plötzlich interessant und weniger „verwerflich“. So ging es mir beispielsweise mit dem Asterixband "Der große Graben".
Bei "Martha Pfahl" habe ich allerdings große Zweifel, dass die Enttäuschung bei der ersten (und zweiten und dritten) Lektüre irgendwann einer Begeisterung weichen wird.
Im vorliegenden Band werden in kurzen Sequenzen - in der Regel sind sie genau eine Seite lang - Episoden aus Lucky Lukes Kindheit erzählt. In einigen kommt Joannie vor, ein blondes Mädchen in Rosa Rüschenkleid, die mal Luckys Kumpel, mal seine Angebetete ist. Einen roten Faden durch die Einzelepisoden gibt es nicht. In der Regel sind sie auf eine Pointe am Ende der Seite hin angelegt. So ist beispielsweise Lucky nicht glücklich, als seine Tante Martha die monatliche Wäsche seiner Kleidung vornehmen will - er fordert von ihr Phantasie, um das Ausziehen zu vermeiden. Die kann Lucky haben: Auf dem letzten Bild dieser Sequenz hängt Lucky Luke tropfend und kreuzunglücklich an der Leine und trocknet - mitsamt seiner Kleidung.
Viele der Pointen sind leider weniger gut gelungen als die eben geschilderte. Etwa in den Episoden, in denen Luke von seiner Zukunft träumt und Entscheidendes durch sein Aufwachen nicht mehr erzählt werden kann. Immerhin gelingt es Achdé, die Zeichen- und Figurentradition von Morris bruchlos zu übernehmen und nicht nur in der Figuration auf Bewährtes zu setzen - beispielsweise kommen auch Jolly Jumper und die Daltons vor: So gibt es auch meisterhafte Schüsse; mit einer Murmel und mit einer Steinschleuder.
Am unteren Rand jeder Seite gibt es eine Information zum Leben im Wilden Westen, so wie es schon in Band 91 "Ein starker Wurf" zu finden ist. Eingeleitet wird sie mit der Frage "Hättest du das gewusst?" und es folgen ein oder zwei Sätze. Diese sind inhaltlich oftmals banal, inhaltsarm oder auch historisch zweifelhaft. Etwa wenn behauptet wird, dass die Pferde im Wilden Westen dieselbe Rolle hätten wie bei uns das Auto. So werden eher Stereotypen vermittelt als tatsächlich ein historisches Bewusstsein entwickelt. Schade.
Auf den letzten fünf Seiten gibt es dann endlich eine längere Geschichte. Sie heißt "Ein Weihnachtsmärchen" und ist ein Traum des erwachsenen Lucky Lukes. Hier zeigt sich, dass längere Erzählepisoden auch mehr Raum für die Erzählentwicklung lassen.
Rätsel gibt der Titel auf - denn von Martha Pfahl wird nicht erzählt. Und so mag dieser Band zwar viele LeserInnen finden - aber ich bin sicher, dass er in der Beliebtheitsskala der Lucky-Luke-Bände immer einen der hinteren Plätze belegen wird.

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg

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Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 24.03.2016