Loujains Träume von den Sonnenblumen

Autor*in
AlHathloul, LinaMishra-Newberry, Uma
ISBN
978-3-03934-012-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Green, Rebecca
Seitenanzahl
36
Verlag
minedition
Gattung
Bilderbuch
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialFreizeitlektüreVorlesen
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine kraftvolle Erzählung von der Macht der Freiheit

Beurteilungstext

Dass sich Träume erzählerisch und bildnerisch darstellen lassen, ist ein großes Glück. So können Sehnsüchte und schmerzlich Vermisstes unter einer Diktatur erfahrbar gemacht werden. Loujain AlHathloul gelingt das hervorragend, indem sie den Wunsch von Mädchen an gesellschaftlichem Leben Saudi-Arabiens teilzuhaben in eine Geschichte über ein Mädchen, das fliegen können möchte, überträgt. Loujain träumt davon fliegen zu können. An einen Ort, der aus einem Teppich an Sonnenblumen besteht. Aber Mädchen dürfen im Land Loujains nicht fliegen. Obwohl Loujain für ihren Mut ausgelacht wird "Mädchen können nicht fliegen" und die Bedrohung durch das ausgesprochene Verbot immer mitschwingt, ist ihr Beharren erstaunlich und erinnert an andere Pionierinnen, die sich gegen genderspezifische Verfolgung und Einschränkungen einsetz(t)en. Und weil die Hoffnung nach wie vor ein wichtiges Prinzip ist, um Träume und Taten überhaupt zu initiieren, wird Loujain fliegen können und viele Mädchen eifern es ihr nach.
Die Bilder zu dieser Ermächtigungsgeschichte sind großflächig und in kräftigen Farben. Die stilisierten Figuren sind comicartig gezeichnet und initiieren durch ihre Kleidung (Schuluniform) eine Umwelt in einem anderen - nicht deutschsprachigen Land. Garten, Haus und Straßen sind jedoch so gestaltet, dass ein räumliches Wiedererkennen möglich ist. Das ist dafür besonders wichtig, dass Benachteiligungen aufgrund von Sex und Gender keine Angelegenheit "weit entfernter" Länder ist, sondern auch Parallelen in der deutschen Gesetzgebung und Gesellschaft kennt. Die Bilder sind fantasievoll und lassen die Allegorie vom Fliegen stimmig werden. Dass es sich um eine Allegorie handelt, stellt der Paratext bereit: Die letzten drei Seiten sind einem Foto, einem Anschreiben an die lesenden Kinder und einem biografischen Abriss über die Namensgeberin der Figur Loujain vorbehalten. Hier kann gelesen werden, dass die menschliche Loujain sich gegen das Autofahrverbot, das Reiseverbot und Arbeitsverbot für Frauen ohne männliche Erlaubnis Saudi-Arabiens zur Wehr gesetzt hat.
Aus der Verbindung von allegorischer Erzählung, phantasievollen und kräftigen Bildern und dem Paratext ist ein wunderschönes Buch geworden, welches die Freiheit anders zu sein als vorgeschrieben als schön und stark und kraftvoll zeichnet. Loujain ist kein Opfermädchen, das sich in seine vorgesehene Rolle schickt, sondern eine mutige Stichwortgeberin für inner- und außertextliche Leser*innen dafür - ihre Träume zu erkämpfen.
Leider wird die Übersetzerin nicht erwähnt.

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Diese Rezension wurde verfasst von Astrid Henning-Mohr; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 31.03.2023