Lotta und die Krümel

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Teaser

Ein Krümel – und schon bekommst du schlimme Bauchschmerzen. Unvorstellbar?

Beurteilungstext

Lotta hat die Diagnose Zöliakie bekommen. Das bedeutet für sie Einschränkungen im täglichen Leben. Nicht nur, dass sie nur noch Lebensmittel zu sich nehmen kann, die kein Gluten enthalten, sondern sie mag gar nicht mehr zu Geburtstagsfeiern gehen oder in der Schule mit den anderen ihr Frühstück teilen. Wie kann sie den anderen Kindern klarmachen, dass auch nur ein Krümel Bauchschmerzen verursachen kann? Sie versucht, ihre Situation zu erklären und was alles zu bedenken ist. Bäckt zum Beispiel jemand für sie Kuchen, müssen Mixer und Backform frei von Mehlstaub sein. Das funktioniert nur mit neuen Geräten, die vorher noch nicht mit glutenhaltigem Mehl in Verbindung gebracht worden sind. Das alles macht Lotta traurig und sie kapselt sich immer mehr ab, denn überall fliegen die blöden Krümel herum.

Irgendwann beschließt sie, dem verflixten Gluten die Stirn zu bieten und stellt sich Schutzkleidung zusammen: Helm auf, Mantel, Handschuhe und Gummistiefel an. So gewappnet fühlt sie sich sicher in der Schule - und ist einsam. Geht es nur ihr so? Sie informiert sich und findet heraus, dass es auch Tiere gibt, die kein normales Brot vertragen. Sie wird zur Helferin von Ente, Igel, Meerschweinchen und Eichhörnchen. Mit der Zeit begreift sie, dass sie in eigener Angelegenheit aktiv werden muss. Und so bereitet sie sich auf das Erntedankfest in der Schule vor. Plötzlich geht alles ganz leicht und die Klassenkamerad:inn:en verstehen, worum es Lotta mit den Krümeln geht. Sie findet neue Freunde und traut sich, wieder richtig am Leben teilzunehmen.

Das Bilderbuch von Abigail Rayner und Molly Ruttan schildert die Schwierigkeiten der Autoimmunerkrankung Zöliakie eindrucksvoll. Als Erkrankte kann ich mich gut in Lotta einfühlen, denn es ist für gesunde Menschen schwierig, das Ausmaß der Erkrankung zu verstehen. Selbst gebackene Kuchen oder auf Holzbrettern geschnittene Lebensmittel können von Menschen mit Zöliakie nicht verzehrt werden. Also lehnt man die Speisen ab und fühlt sich nicht gut dabei, denn die Zubereitung wurde bestimmt in guter Absicht gemacht. Wie viel schwerer muss es ein Kind haben, neben den vielen Entbehrungen und dem Nichtwissen der anderen auch noch das Entgegenkommen abzulehnen? Zu Beginn der Geschichte kann Lotta mit der Situation nicht gut umgehen. Sie isoliert sich immer mehr und ist darüber sehr traurig. Erst die Hilfe, die sie den Tieren zukommen lässt, macht sie selbstbewusst und gibt ihr Mut, sich für ihre Sache einzusetzen.

Abigail Rayner zeigt in ihrem gut verständlichen Text die Komplexität der Autoimmunerkrankung Zöliakie auf. Informationen über die Krankheit werden am Ende des Buches gegeben. Zusätzlich werden im Vorsatz glutenhaltige Getreide und am Ende glutenfreie Getreide und Scheingetreide aufgeführt. Die Illustrationen sind treffend und machen die Problematik mit den herumfliegenden Krümeln gut verständlich. Eindrucksvoll gelungen ist die erstarkende Lotta im Verlauf der Geschichte. Ein gelungenes Zusammenspiel von Text und Bild liegt hier vor.

Für mich als erkrankte Erwachsene ist das Buch für Kinder eine hervorragende Heranführung an das Thema Zöliakie. Ausgehend von Lottas Geschichte kann weiter darüber aufgeklärt werden, denn glutenhaltige Inhaltsstoffe finden sich in vielen Lebensmitteln. Das Buch wurde zu Recht von der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft empfohlen.