#London Whisper. Als Zofe ist man selten online

Autor*in
Ley, Aniela
ISBN
978-3-423-76369-1
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
336
Verlag
dtv
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Pageturner für Mädchen ab 12 – Tolle Geschichte mit einer liebenswert-frechen Protagonistin, die das verstaubte, viktorianische London kräftig durcheinanderwirbelt.

Beurteilungstext

Die 16-jährige Zoe findet sich während ihres Auslandsjahres in London nach einer Mitternachtsparty des Internats plötzlich im Jahr 1816 wieder und soll prompt als Zofe für die junge Miss Lucie, einer äußerst schüchternen jungen Dame aus angesehenem Hause, arbeiten. Mit ihrer flapsig-frechen, aber dennoch einfühlsamen Art schafft es Zoe nicht nur, Miss Lucies Selbstsicherheit zu stärken und sie angemessen auf ihre Rolle als Debütantin für die Londoner Ballsaison vorzubereiten, sondern auch einen ersten Verehrer für sie zu finden. Darüber hinaus etabliert sie kurzerhand quasi einen „Social-Influencer-Kanal“ für die jungen Damen der guten Londoner Gesellschaft in Form von handgeschriebenen Kettenbriefen: Zoe verfasst anonym sog. „WhisperWhisper“-Briefe (hier die Nähe zu Lady Whistledowns anonymen Gesellschaftsbriefen in der Netflix-Serie „Bridgerton erkennbar ), um jungen Mädchen Hilfestellung bei Tabuthemen des 19. Jahrhunderts zu geben. Unter dem sich einstellenden Erfolg und dem Druck, immer mehr Kettenbriefe verfassen zu müssen, vergisst sie dabei fast, für sich einen Weg zurück ins 21. Jahrhundert zu finden. Erst durch die Bekanntschaft mit dem jungen Lord Hayden Falcon-Smith, der, wie sich herausstellt, ebenfalls ein Zeitreisender ist, wird Zoe wieder bewusst, dass sie schleunigst in ihre Zeit zurückkehren muss und Hayden als Verbündeten gut brauchen kann, denn wer zu lange in der Vergangenheit verweilt, verblasst und wird ganz einfach von der Zeit davongeweht. Aber schnell geraten die beiden in Schwierigkeiten, denn nicht nur sie sind auf der Suche nach einem geheimnisvollen Spiegel, der offensichtlich das Tor zur Gegenwart öffnet. Auch eine Gruppe Erwachsener, die sich die „Verborgene Gesellschaft“ nennt, macht Jagd auf den Mondscheinspiegel. Man darf gespannt auf den zweiten Band des Romans sein, der mit dem Titel „#London Whisper – Als Zofe tanzt man selten (aus der Reihe)“ im Oktober 2022 erscheint.
Die Autorin Aniela Ley trifft mit dem Roman „#London Whisper“ genau den Nerv der Zielgruppe: Mädchen zwischen 12 und 14 dürften die Geschichte um Zoe, die auf einer Party plötzlich in die Vergangenheit stolpert, lieben, und zwar nicht nur aufgrund des wirklich liebenswerten Plots, sondern auch wegen des Sprachstils. Zoe erzählt die Geschichte aus ihrer Sicht und es gelingt der Autorin, die frech-liebenswürdige Art der durchaus emanzipierten Protagonistin auch sprachlich umzusetzen (Kapitel 1-4 werden mit kurzen Hashtags eingeleitet), wohingegen Zoes Whisper-Briefe, ab Kapitel 5 jeweils dem Kapitel vorangestellt, ganz den gehobenen Stil des Londoner Adels früherer Zeiten nachahmen, sodass hier auch von der Sprachebene und dem Wechsel der Schriftart her die Zeitreise ins 19. Jahrhundert plastisch veranschaulicht wird. Ein besonderes Highlight stellt die Gestaltung des Bucheinbands dar, der in türkis-dunkelrosa gehalten ist und auf dem Buchdeckel die Zeichnung einer jungen Dame in der Mode des 19. Jahrhunderts andeutet, die ein Handy fallen lässt. Sie wird von Blumen im Reliefdruck umrankt, im Hintergrund sind die typischen Wahrzeichen Londons zu sehen. Insgesamt sind die Umschlaggestaltung und der Inhalt gelungen auf die Zielgruppe junger Leserinnen ausgerichtet.

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Diese Rezension wurde verfasst von ChHö; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 11.10.2022