Lolito

Autor*in
Brooks, Ben
ISBN
978-3-85535-055-1
Übersetzer*in
Somann, Britt
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
270
Verlag
Atrium
Gattung
Ort
Zürich
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 15jährige Etgar verbringt die Osterferien allein Zuhause. Nachdem er über Facebook herausfindet, dass ihn seine Freundin betrogen hat, sucht er Trost in einem Chatroom. Er lernt die 45jährige Macy kennen. Es beginnt eine Affäre, erst im Netz und dann im wahren Leben.

Beurteilungstext

Die Geschichte ist sehr dicht und mit hohem Tempo aus der Perspektive Etgars erzählt. Orte und Personen werden unmittelbar eingeführt, ihre Beziehungen untereinander sind allerdings aus den Dialogen und Handlungen rasch nachvollziehbar. Die Sprache ist jugendlich-vulgär (""verdammte Muschi""), die Themen wechseln schnell, überlagern sich teilweise. All das steht in vollkommener Übereinstimmung mit dem Inhalt, geht es doch um die Pubertät, Freundschaft, Ehrlichkeit, Liebe, Alkohol und Sex. Und das alles beeinflusst von Internet und Fernsehen. Eine spannende Mischung, auf die es sich einzulassen lohnt.
Ob das Buch ""schreiend komisch"" ist, wie der Klappentext verspricht, vermag ich nicht zu beurteilen. Die Dialoge sind durch die Wortwahl, Offenheit und schnellen Wendungen witzig. Manchmal ist es zum Fremdschämen, wenn Etgar bspw. betrunken im Restaurant ist und skurrill, wenn er versucht, seinen Zeh in Alice' Nase zu stecken. Auch muss man als Leser/Leserin den moralischen Zeigefinger in der Tasche lassen, wenn 15Jähjrige ihren Liebeskummer tagelang in Alkohol ertränken, vor dem Computer masturbieren und Ausdrücke wie ""verfickte Scheiße"" verwenden.
Wenn man sich darauf einlässt, erkennt man, dass das Buch nicht nur von Schnoddrigkeit und Coolness geprägt ist, sondern auch von Melancholie und Einsamkeit, der Suche nach Geborgenheit, Verständnis und Ehrlichkeit, die im Widerspruch zu den Möglichkeiten des Internets und zu den scheinbaren Erwartungen an einen15Jährigen stehen.
Man spürt die Zerrissenheit Etgars zwischen nicht mehr Kind und noch nicht Erwachsener sein. Immer wieder kocht er sich ""Nesquik-Tee"" und dreht sich im nächsten Moment wie selbstverständlich eine Zigarette. Die Freunde, allen voran Aslam, die für ihn da sind, aber doch auf so eine schrecklich-coole Weise, die echtes Verstehen nicht zulässt: ""Ruf sie an und sag ihr, sie soll eine Tüte Schwänze lutschen.""
So sucht Etgar Zuflucht im Chatroom und trifft hier Macy, scheinbar die einzige Vernünftige zwischen vielen Verrückten, die online sind. Unter dem Pseudonym eines Hypothekenmaklers kann Etgar sein, wer er nicht ist, aber gleichzeitig so sein, wie er ist, Schwächen und Ängste zugeben, Sehnsüchten nachgehen. Dann zieht es ihn immer weiter ins Internet hinein, er schickt ein Bild von sich, sie telefonieren und schließlich treffen sie sich in London, finanziert von Omas Erbe. Die Masken fallen endgültig. Die Affäre wird real.
Das nächste große Thema des Buches ist eröffnet: Beziehungen, die nicht sein dürfen. Etgar muss unter Eid vor Gericht aussagen, Macy muss sich verantworten, die Presse fragt Etgars Freunde aus, Fotografen stehen vor der Tür.
Der erst 23jährige Ben Brooks hat ein Buch geschrieben, dessen Vielgestaltigkeit sich auf den Leser/in überträgt. Es ist zum Lachen, zum Kopfschütteln, zum Fremdschämen, ja auch manchmal zum Verwirrtsein, ob der Handlungssprünge und dessen, was die jungen Protagonisten hier veranstalten. Aber vor allem ist es ein Buch, das einlädt, sich in die manchmal schwierige Phase von 15Jährigen hineinzudenken, zwischen Coolness und Verletzlichkeit, zwischen nicht mehr und noch nicht, offen für alles auf der Suche nach sich selbst.

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Diese Rezension wurde verfasst von SZ.
Veröffentlicht am 01.04.2015

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