Liebeslinien

Autor*in
Lembcke, Marjaleena
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
dtv
Gattung
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
7,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Aulikki ist 17 Jahre alt und lebt in Finnland. Sie verlässt frustriert ihr Elternhaus und sucht in Helsinki nach dem Sinn ihres Lebens. Auf der Suche nach Liebe macht sie ganz unterschiedliche Männerbekanntschaften, bis sie schließlich in dem Fotgrafen Sauli ihren Partner gefunden zu haben scheint.

Beurteilungstext

Das Umschlagfoto der Taschenbuchausgabe zeigt eine selbstbewußt- nachdenkliche junge Frau, die einen Teil ihres Kopfes mit einem Tuch verhüllt. Kann man sich so die Protagonistin des Romans vorstellen, die auf der Suche nach ihren “Liebeslinien” ist ? Nach der Erstrezeption des Buches ist man eher hilflos. Erst beim nochmaligen Lesen ausgewählter Textstellen versteht man dieses sensible Mädchen, das zu Beginn ihrer Geschichte feststellt, dass niemand genau weiß, was ein anderer denkt, “manchmal weiß man nicht einmal selbst, was man denkt.” (S.24)
Damit kennzeichnet Aulikki sehr treffend ihre Lebenslage. Im Elternhaus hat sie wenig Liebe und Zuwendung erfahren. Die Mutter , die zunächst in der Familie bestimmt, wie man zu leben hat, stirbt an Krebs. Der Vater ist als Persönlichkeit blass und hat keinen Einfluss auf die Entwicklung seiner Tochter. Deutlich wird die Misere, in der sich das junge Mädchen befindet ,in der Textstelle, in der der Erzähler berichtet, wie Aulikki im Krankenhaus “Madam Bovary” von der Mutter als Lektüre empfohlen wird. “Aulikki mochte Emma Bovary nicht. Sie verstand nicht, weshalb diese immer nur träumte und sich weigerte , etwas anderes zu sehen als ihre Träume. Aulikki tat der Ehemann von Emma Bovery leid, so wie ihr auch ihr Vater immer leidgetan hatte. Ihre Mutter war zwar keine Träumerin gewesen, aber auch sie hatte nur die Dinge gesehen , die sie sehen wollte.”(S.23 f.) Also verlässt Aulikki ihr Elternhaus und geht nach Helsinki. Äußerlich betrachtet, ist der Grund für diese Veränderung wenig aufregend: Sie will in Helsinki ihr Abitur nachholen. Sie wollte aber in Wahrheit in der großen Stadt mehr vom Leben erfahren, auch wenn sie vor dem Angst hatte, was sie erwartete (S.44). Aber auch hier bleibt sie unglücklich. Sie findet keinen Zugang zu den Menschen, betrachtet sie kühl aus der Distanz . Selbst Liebesbeziehungen, auf die sie sich ganz bewusst einlässt , enttäuschen sie, einschließlich der damit verbundenen sexuellen Ereignisse. So bleibt sie unsicher, oft depressiv und immer auf der Suche nach dem, was sie wirklich unter “leben und lieben” verstehen könnte. Auch nach der Episode mit dem Fotografen Sauli, den sie zu lieben glaubt, bleibt am Schluss alles offen.
Sauli schickt ihr ein Buch. Es ist ein Gedichtband von ihm und heißt “Träumende Mädchen”. Ein anderes Gedicht heißt “Die Bleigießerin”. “Aulikki schreibt die Abiturarbeiten. Zur Abiturfeier kommen Laina und Vater nach Helsinki. Sie schenken ihr Rosen.” (S.187) Vielleicht aber findet Aulikki bei ihrem alten Freund Petri ihr Glück, mit dem sie zusammen kocht und der sich mit allem viel Zeit lässt.
Die Sprache , die die Autorin für ihren Roman wählt, entspricht in Satzbau und Lexik ganz dem Habitus ihrer Protagonistin. Das betrifft vor allem die wörtliche Rede. Manchen Dialog und Monolog muss man zweimal lesen, um die Gedankensprünge von Aulikki zu verstehen, die oft bei der verknappten und verdichteten Sprachverwendung zu entschlüsseln sind.

Der anspruchsvolle Roman sei allen an guter Literatur interessierten Lesern jeder Altersgruppe bestens empfohlen.
2008 wäre die Heldin des Buches übrigens etwa 60 Jahre alt. Wie würde sie wohl heute auf ihr Leben von damals zurückblicken. Aber das ist nun schon eine andere Geschichte.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Schl..
Veröffentlicht am 01.01.2010

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