Liebe braucht keinen Ort

Autor*in
Waggoner, Susan
ISBN
978-3-7607-9574-4
Übersetzer*in
Seeberger, Ulrike
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
arsEdition
Gattung
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im Jahr 2218 leben Außerirdische unter den Menschen gemeinsam auf der Erde und studieren deren Lebensgewohnheiten und Kultur. Allerdings sind nicht alle Menschen davon so begeistert wie Lizas Vater. Die junge Emphatin hat selbst noch nie einen Außerirdischen getroffen bis sie David in ihrem Krankenhaus kennen und lieben lernt. Doch die Liebe steht unter keinem guten Stern, da David schon bald auf seinen Heimatplaneten zurückkehren muss und Liza dort nicht erwünscht ist.

Beurteilungstext

Im Jahr 2218 hat sich die Technik rasant weiterentwickelt und bietet nicht nur zahlreiche neue Möglichkeiten, sondern auch Gefahren. Das bekommt auch Liza zu spüren, die in einem Krankenhaus arbeitet und dort eine Ausbildung zur Emphatin macht. Mehrmals erlebt sie die Folgen des modernen Terrorismus und wird Zeuge von Attentate mit Schockbomben, die viele Menschen in kürzester Zeit töten. Die Anarchisten zünden diese Bomben, um gegen die Außerirdischen zu protestieren, die seit einigen Jahren frei unter den Menschen leben. Liza hat noch nie zuvor einen Außerirdischen getroffen bis sie David kennenlernt. Sofort verlieben sich die beiden ineinander, aber die Liebe ist verboten. David muss noch vor seinem 21. Geburtstag auf seinen Heimatplaneten Omura zurückkehren, um eine ausgewählte Frau zu heiraten und eine Familie zu gründen. Die Regierung seines Planeten kennt dabei keine Gnade, da die Bevölkerung vom Aussterben bedroht ist. Um Liza zu schützen verlässt David sie und geht nach Indien. Das Mädchen leidet nicht nur unter der Trennung von David, sondern auch unter der Tatsache, dass sie die Anzeichen von diversen Terroranschlägen spüren konnte, sie aber ignoriert hat. Nach einem besonders schlimmen Attentat begibt sie sich in die Ausbildung zur Seherin, um die Menschheit vor weiteren Angriffen mit Schockbomben warnen zu können. Gleichzeitig erfährt sie, dass David sich in einem indischen Tempel aufhält und folgt ihm. Da sie sich trotz der Gefahr, die von Davids Heimatplaneten droht, nicht von ihm trennen möchte, bleibt David keine Wahl und er erzählt ihr die ganze Wahrheit: David kommt nicht von Omura, sondern ebenfalls von der Erde. Allerdings aus der Zukunft. Die Menschheit wurde durch einen Meteoriteneinschlag fast vollständig ausgelöscht und die Erde ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Deshalb schickt die Regierung einige Ausgewählte in die Vergangenheit, um Literatur und Kunst für die Bevölkerung nach dem Meteoriteneinschlag zu sichern. Liza erfährt auch, dass sie David nicht in die Zukunft begleiten kann, da sie als Seherin auf einer Liste mit Personen steht, die sie von einem möglichen Zeitsprung in die Zukunft ausschließt.

Susan Waggoners Roman besteht aus 17 längeren Kapiteln und beschreibt das Leben der jungen Emphatin Liza. Der Leser erhält einen guten Einblick in Lizas Leben, ihre Arbeit und die Liebe zu dem Außerirdischen David, die für sie völlig neu und für beide verboten ist. Dabei verwendet die Autorin einen gut verständlichen Schreibstil. Obwohl Waggoner aus der Sicht eines auktorialen Erzählers schreibt, erfährt der Leser erst nach und nach alle Details aus Lizas Leben. Auch das Geheimnis um Davids Herkunft und seinen Aufenthalt auf der Erde entschlüsselt sich erst gegen Ende des Romans. Genau wie Liza ist der Leser bis dahin völlig unwissend, da er nur die Informationen erhält, die David bereit ist preiszugeben. Dadurch bleibt das Buch bis zum Ende hin spannend. Auch die Frage, ob die gemeinsame Liebe von Liza und David vielleicht doch eine Chance hat, trägt dazu bei, dass man mit dem Lesen nicht aufhören kann. Susan Waggoner schildert die Gefühle von Liza sehr ausführlich sowie bildlich und lässt aber auch ihre Ängste nicht aus. Durch die Beschreibungen des Lebens der Hauptakteurin erfährt der Leser zudem viel über die Erde in der Zukunft und die ausgefallene Technologie, die sich die Autorin für ihren Roman überlegt hat. Nachdem man als Leser die ganze Zeit mit Liza und David mitgefiebert hat und ständig hofft, dass ihre Liebe doch noch möglich wird, nimmt das Ende einem jegliche Hoffnung. Im letzten Kapitel klärt sich sehr abrupt die gesamte Existenz von David auf, die bis dahin immer größtenteils im Dunkeln geblieben ist. Ebenso schnell wird deutlich, dass es für David und Liza nie eine Chance auf eine gemeinsame Zukunft in einer der beiden Zeiten geben wird, da Liza nicht mit David in die Zukunft reisen darf. Da jedoch die gesamte Spannung des Romans auf der Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft der beiden Liebenden aufbaut, ist diese im letzten Kapitel von einer Sekunde auf die andere dahin. Schade ist dabei auch, dass die Autorin keine Lösungsmöglichkeit anbietet, sondern die Hauptcharaktere mit der aussichtslosen Situation zurücklässt. Auch bleibt unklar, ob die Geschichte möglicherweise in einem zweiten Band fortgeführt wird. Außerdem ist es enttäuschend, dass Liza extra eine Ausbildung zur Seherin beginnt, aber ihre Fähigkeiten trotzdem kaum einen nennenswerten Nutzen zu haben scheinen.
Obwohl sich der Roman an einigen Stellen, insbesondere aber am Ende, wenig überzeugend präsentiert und jegliche Hoffnung des Lesers zerstört, ist er zu empfehlen, da er eine faszinierende Welt in der Zukunft präsentiert und zudem durch interessante Charaktere sowie ein schön gestaltetes Cover überzeugt. Liza ist zudem ein Charakter mit dem der Leser sofort warm wird, da sie ihren Job im Krankenhaus liebt und alles tut, um den kranken und sterbenden Menschen zu helfen. Insbesondere ihre Beziehung zu der alten Frau Mrs. Hart ist sehr liebevoll und berührend. Allerdings kommt es in dem Roman an einigen Stellen auch zu erheblicher Gewalt: Zahlreiche Menschen sterben an den Folgen der Schockbombenattentate und Lizas Freundin Rani opfert ihr Leben, um ein solches zu verhindern. Dementsprechend ist „Liebe braucht keinen Ort“ nicht für sehr junge Leser geeignet. Auch Leser, die, dank des Covers und des Titels, einen reinen Liebesroman erwarten, kommen mit diesem Buch nur teilweise auf ihre Kosten, da die Aspekte einer Dystopie und Zukunftserzählung über denen eines Liebesromans überwiegen.

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Diese Rezension wurde verfasst von ThL- unibi.
Veröffentlicht am 01.01.2010