Lexikon des Unwissens

Autor*in
ISBN
978-3-87134-569-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Rowohlt
Gattung
Ort
Reinbek
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Dass man nach dem Lesen dieses Buches "weniger weiß als zuvor, kann nur bedingt bestätigt werden. Immerhin ist das bisher "unbekannte Unbekannte" zu einem "bekannten Unbekanntem" geworden. Und das auch noch mit sehr viel Lesevergnügen.

Beurteilungstext

Logischerweise beschränken sich beiden Autoren auf das Unwissen, von dem wir wissen, dass es existiert. Wir finden es deshalb, weil wir an den Rand unseres Wissens kommen, und danach noch Fragen übrig bleiben. Man kann sich das Unwissen als See vorstellen, dessen Ufer wir betreten, auf diesem entlanglaufen können, uns der Form des Unwissens annähern, vielleicht auch mal einen Steg hinaus bauen können. Viel einfacher wäre es natürlich, dies Unwissen mit etwas ganz anderem Unbekannten zu erklären. Das ist dann mysteriös und vielleicht auch mächtig, vor allem wenn es Außerirdische sind, die für irgendein Ereignis sorgen. Denn gegen solche "Lösungen" ist nicht einmal etwas zu sagen. "Warum auch nicht?" wäre hier die passende Gegenfrage.
Genug der Vorrede: Zu 42 Seen des Unwissens werden wir geführt, alphabetisch dem Titel nach gegliedert und je bis zu acht Seiten lang. Es beginnt mit dem Aal, von dem wir ziemlich viel wissen, wo er herkommt (Sargassosee), dass er zunächst Glas-Aal ist und später, auf dem Rückweg, Silber-Aal. Wir wissen fast alles von ihm, aber nicht, wo und wie er Nachkommen zeugt. Und was wurde bereits alles unternommen, um diesen weißen Fleck aus dem Buch der Biologie zu beseitigen! So geht es weiter mit den Themen Anästhesie (sie wirkt wirklich, aber niemand weiß, warum), dunkle Materie (oder ist unser Gravitationsgesetz falsch?), Gähnen (beginnt bereits im Mutterleib, ist ansteckend, selbst jetzt beim Lesen überkommt uns unweigerlich das Bedürfnis, eben dies zu tun), Kugelblitze, Riechen, Riemann-Hypothese (also die Frage, ob die Verteilung der Primzahl-Orte auf dem unendlich langen Zahlenstrahl einem Muster folgt, deren Regeln wir nur - noch? - nicht verstehen), Schnurren und zum Schluss: das wundersame Verhalten von Wasser.

Das Ganze ist sehr vergnüglich zu lesen, die Autoren nehmen sich gern auch mal nicht so wichtig. Sie beginnen oft mit kleinen Zitaten ("Würden Sie mal bitte riechen, an welchem der beiden Taschentüchern mehr Chloroform ist?" oder Bart Simpson (auf Englisch): "Wasser gehorcht nicht deinen Regeln. Es bewegt sich, wie es will. Wie ich, Baby.").
Durch die relativ kurzen Aufsätze ist das Buch ideal für die 10-minütige Fahrt mit der U-Bahn, die große Pause in der Schule, ein kurzes Entfleuchen aus dem Alltagsstress.

Fazit: Man weiß nach der Lektüre immerhin etwas mehr über das, was man nicht weiß - und das auch noch "auf hohem Niveau".

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010