Letztendlich waren wir auch nur verliebt

Autor*in
Hussey, William
ISBN
978-3-423-74080-7
Übersetzer*in
Rak, Alexandra
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
320
Verlag
dtv
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Liebesgeschichten werden gern gelesen, denn am Ende kriegen sie sich oder leider doch nicht. Alle Leser:innen können in Gefühlen schwelgen, falls sie sich nicht irgendwann langweilen. Anders in diesem Roman. Hier ist die Liebe wie im richtigen Leben: so wunderbar wie grausam, so berauschend wie verunsichernd, so erfüllend wie schmerzhaft, so einfach wie kompliziert. Und voller Abenteuer. Wie lange dauert die Liebe? Das wird der 17-jährige Dylan vielleicht nie erfahren.

Beurteilungstext

Dylan ist verliebt bis über beide Ohren. Die dazugehörige Portion Unsicherheit, ob er bei Ellis, dem attraktiven Mitschüler, auf Gegenliebe stößt, erwecken Selbstzweifel. Als Dylan endlich den Mut aufbringt, auf die positiven Signale, die Ellis aussendet, zu reagieren, beginnt für ihn eine Zeit der Zärtlichkeit, die Ewigkeitswert haben könnte, wenn da nicht noch etwas wäre, was Ellis bereits hinter sich hat: das Coming-out.

Dylan muss sich mit offener Ablehnung und geheuchelter Toleranz in Schule und Familie auseinandersetzen. Das kann er nur durchstehen mit der Zuwendung seiner neuen Liebe und der Unterstützung von Mike, seinem besten Freund aus Kindertagen. Auch die Eltern des schwer kranken Mike stehen an Dylans Seite. Schwankend zwischen Verliebtheit, Angst, Zorn und Verwirrung kommt Dylan an seine Grenzen, als er sich abrupt von Ellis verlassen fühlt. Überglücklich über Ellis' Rückkehr verzichtet Dylan auf Erklärungen für dessen undurchsichtiges Verhalten. Auch als der ansonsten so mutige und lustige Ellis wenig später panikartige Ängste auf einem von der Schule veranstalteten Ball zeigt, verweigert er jegliche Begründung und verschließt sich vor seinem Freund. In dieser Situation zwischen Ärger, Versöhnung und Erregung verliert Ellis plötzlich die Kontrolle über sein Auto, in dem dieser Streit stattfindet. Während Dylan aus dem in einem See gelandeten Auto gerettet wird, ertrinkt sein schwer verletzter Freund.

Herausgerissen aus seinem Lebenstraum, versucht der untröstliche Dylan verzweifelt, die mysteriösen Seiten seines Geliebten aufzuklären und herauszufinden, wer ihn selbst, aber nicht Ellis aus dem sinkenden Auto gezogen hat. Mit Hilfe des treuen, hilfsbereiten Mike entdeckt Dylan immer mehr unbekannte Seiten der Lebensgeschichte seiner großen Liebe Ellis. Als er hinter das grauenhafte Ereignis kommt, das Ellis' letzte Lebensphase geprägt hat, wächst der schüchterne Dylan über sich hinaus. Mutig verteidigt er sich selbst und im Nachhinein auch seinen toten Freund. Die Aufklärung sämtlicher der für Ellis' Tod verantwortlichen Umstände ist jedoch nicht das Ende der Geschichte, sondern das, was Dylan an Ellis bindet, vielleicht sein Leben lang: Die Vision einer Welt, in der ein Liebespaar wie Ellis und Dylan ganz normale, familiäre Beziehungen miteinander eingehen können.

Diese abwechslungsreiche, spannende und abenteuerliche Geschichte lebt sowohl von eindringlichen Schilderungen der glücklichsten wie der traurigsten Gefühle. Dylans Entdeckung seiner Sexualität und deren Natürlichkeit, eingebettet in menschliche Nähe und Wärme, wird liebevoll beschrieben, angereichert mit witzigen, manchmal eher wortkargen Dialogen, so wie Jungen eben häufig miteinander reden. Dylan als Ich-Erzähler stellt gerne witzige Vergleiche an. Seine gelegentlich schnoddrige Sprache verändert sich, wenn er seinen toten Freund durch direkte Ansprache innerlich in seine Gefühle und Handlungen einbezieht. Zärtliche und zunächst unverständliche Erinnerungen aus der Zeit vor und nach Ellis' Tod wechseln einander ab, was die Spannung und Gefühlsintensität der Geschichte beträchtlich erhöht.

Wer dieses Buch als ein Plädoyer für gleichgeschlechtliche Liebe versteht, liegt sicher richtig. Wer es einfach als lesenswert und anregend erlebt, kann sich auf gute Unterhaltung verlassen, die zum Nachdenken über ein Thema anregt, für das mittlerweile mehr Toleranz aber immer noch wenig echtes Verständnis vorhanden ist. Auch Erwachsenen sei damit die Lektüre dieses Buches ans Herz gelegt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Susanne Hoffmann; Landesstelle: Niedersachsen.
Veröffentlicht am 19.01.2023

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