Leni und das Eichhörnchen

Autor*in
Jacobsen, Juliane
ISBN
978-3-417-28797-4
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Husmann, Tanja
Seitenanzahl
77
Verlag
Brockhaus - Haan
Gattung
Buch (gebunden)Erstlesebuch
Ort
Leipzig
Jahr
2018
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Teaser

Wie schwer ist es doch, anderen Kindern zu verzeihen! Leni - und dadurch die Leser*innen - lernen genau das.

Beurteilungstext

Leni findet ein Eichhörnchenbaby, das sie mit ihren Eltern in den nächsten Tagen betreut, bevor es einen Platz in der Eichhörnchenhilfe bekommt. Dazu gibt es natürlich viel zu erzählen. Eingeflochten in diesen Handlungsstrang ist der Konflikt mit dem Nachbarjungen Fabian, der mit seiner Steinschleuder auf Vögel schießt. Lenis Eltern versuchen zu vermitteln und Fabian ist durchaus einsichtig - aber Leni fällt das Verzeihen schwer, sie grollt und findet es ungerecht, dass Fabian nicht nur keine Strafe bekommt, sondern sogar das Eichhörnchenbaby Finn ein wenig mit betreuen darf. Auch, nachdem im Kindergottesdienst das Gleichnis von den anvertrauten Talenten (Lukas 19, 12 - 27) erzählt und besprochen wird, ist Leni nicht bereit, Fabian zu verzeihen. Erst, als sie sich selbst ins Unrecht setzt, indem sie das Eichhörnchenbaby versteckt, kann sie sich bei Fabian entschuldigen und ihm auch verzeihen.

Dass in einem christlichen Verlag Bücher erscheinen, die christliche Gedanken und Lebensweisen darstellen, auch christliche Moralvorstellungen, ist zu erwarten und bereichert die Vielfalt des Kinderbuchmarktes. Vor diesem Hintergrund wird das Thema "Verzeihen" vielschichtig angesprochen, hat verschiedene Dimensionen, allerdings nur eine Richtung: Verzeihen ist wichtig.

Schwierig ist allerdings, dass das Buch sehr belehrend erzählt, die pädagogische Intention ist durchgängig spürbar. Ein "Lernen durch Literatur" steht im Vordergrund, worunter die literarische Qualität leidet. Zudem ist die erzählte Welt klischeebeladen: Leni wächst offensichtlich wohlbehütet mit Vater, Mutter und (abwesendem) großen Bruder in einem Einfamilienhaus auf. Fabian ist scheinbar auf die Erziehung durch die Oma angewiesen. Hier schimmern Familien- und Geschlechterstereotypen durch den Text, die mit dem Alltag vieler Kinder kaum etwas zu tun haben.

Auch die Geschichte rund um das Eichhörnchen ist sehr belehrend: Wir erfahren dort viel über das Eichhörnchen und wie man es richtig machen soll, wenn man ein Eichhörnchenbaby findet. Ob der dargestellt Umgang teilweise nicht auch problematisch ist, ist kaum hinterfragbar. Da gibt es Kinderbücher, die das Thema Eichhörnchen viel besser erzählen, erinnert sei hier an das 1958 mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnete Kinderbuch "Matthias und das Eichhörnchen" von Hans Peterson.

Interessant ist allerdings das Lesekonzept "Lies mit mir!", denn das Buch kann zusammen mit Eltern, Onkeln oder Lesepaten gelesen werden. Die Leseprofis lesen einen großen Teil des Textes, für Leseanfänger*innen gibt es einige größer gedruckte Sätze, die diese selbst lesen können. Diese Sätze sind gut gewählt, denn sie haben weitgehend einen leichten Lesewortschatz und sorgen regelmäßig für Abwechslung beim (Vor-)Lesen. Kinder, die schon weiter sind, können das Buch auch alleine lesen. Für sie gibt es vorab eine kleine Liste mit acht schwierigen Wörtern, die sie so vorbereiten können.

Die Bilder von Tanja Husmann zeigen Szenen oder Details aus dem Text und können so die Sinnerfassung unterstützen.

Fazit:
"Leni und die Eichhörnchen" setzt sich moralisch-erzieherisch mit dem Thema "Verzeihen" auseinander und kann Kinder dazu anregen, sich aus christlich-religiöser Perspektive mit diesem - sicherlich wichtigen - Thema zu beschäftigen. Die pädagogische Intention tritt jedoch zu stark in den Vordergrund und lässt zu wenig Raum, damit Kinder auch zu eigenen und nicht zu vorgegebenen Ansichten kommen können. Teilweise sind die Darstellungen klischeehaft. Lesepädagogisch folgt das Buch jedoch einem interessanten Konzept.

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 22.08.2018

Weitere Rezensionen zu Büchern von Jacobsen, Juliane

Jacobsen, Juliane

Abenteuer rund um Dresden und das Elbsandsteingebirge. Lilly, Nikolas und die Schätze der Fürsten

Weiterlesen