Kvasir - Dichtung und Liebe am Fjord

Autor*in
Frank, Karl - Hans
ISBN
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Blecher, Wilfrid
Seitenanzahl
160
Verlag
Altberliner Verlag
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
Leipzig - München
Jahr
2006
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Dichtung und Liebe am Fjord” ist ein Versuch, “... die Geschichten aus der Edda in unserer Zeit jungen Menschen nahezubringen:” Während romantischer Ferienabende werden die nordischen Sagen von einer emeritierten Professorin lebendig nacherzählt. Sein Anliegen versteckt der Autor in einer unterhaltsamen Verpackung: erste Liebe zwischen den Gymnasiaten Leo und Ole, Abnabeln von den Eltern, abenteuerliche Bekanntschaft mit Franz und Lisa, Diebstahl und Raub auch im Urlaubsidyll Norwegen.

Beurteilungstext

Erzählt wird im Zopfmuster. Die zum Teil locker und jugendgemäß erzählte Handlung verknüpft eine Liebesgeschichte mit einem Krimi und bedient damit vorhandene Erwartungserhaltungen jugendlicher Leser. Weil sich soziale Stellung und Bildungshintergrund der Gymnasiasten Leo und Ole von ihren Pendanten, der Friseuse Lisa und dem Schlosser Franz, sehr unterscheiden, ergeben sich aureichend Identifikationsmöglichkeiten. Montageartig und in Fortsetzungen wie eine Scheherazade fügt sich das “abendliche Märchenerzählen” der “Falkin” ein. Sie ist eine fantasievolle Wissenschaftlerin, schauspielerisch talentiert, die alte Geschichten ausschmückt und immer wieder neu erzählt. Sie legt Wert darauf, “dass der Kern dessen, was ich erzähle, fundiert und quellenmäßig abgesichert ist. “ Beweis dafür ist sind die letzten 10 Seiten des Buches, die als Register gestaltet zwischen “Anagramm” und “Zephalagie” vor allem verwendete Namen und Begriffe aus der nordischen Götterwelt stichwortartig erklären. Die Information zum Buchtitel “Kvasir” z. B. lautet: der aus dem Speichel der Götter entstandene Theoretiker, der den Praktikern auf die Nerven geht, von Zwergen getötet wird, die aus seinem Blut den Dichtermet brauen.” Der historische Hintergrund der Sagen und Mythen wird von der Falkin freizügig umgeformt und ausgeschmückt, so dass alles sehr heutig anmutet und die Zuhörer beeindruckt - aber auf sehr unterschiedliche Art. ”Dat iss schöner als Glotze, die Frau Professor soll mit die Jeschichte anfangen”, meint die Azubi - Friseuse Lilo im Neusser Dialekt, und sie ist “scharf” auf die nächste Geschichte. Lilos literarische Bildung (sicher wie die mancher Leser) reicht nicht aus zum Verständnis der pädagogisierenden, dozierenden Erklärungen, der akademisch verbrämten Abschweifungen und Kommentare über “Gegenwartsbezüge und Interpretationsmöglichkeiten” der Erwachsenen. Das ist bei Ole und Leo anders. Es liegt an der Figurenkonstellation, dass der Roman vorrangig ein Diskussionsangebot für literarisch vorgebildete und literaturinteressierte Jugendliche und deren Literaturvermittler ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gisela.
Veröffentlicht am 01.01.2010