Kopfschuss

Autor*in
Verstegen, Danny
ISBN
978-3-570-30238-5
Übersetzer*in
Kiefer, Verena
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
190
Verlag
Bertelsmann
Gattung
Ort
München
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
5,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Gawijn und sein Vater Dirk vergötterten Punklegende Kurt Cobain. Dirk folgte ihm bis in den Tod und ließ Gawijn mit vielen offenen Fragen zurück. Nachzulesen in seinem Tagebuch ...

Beurteilungstext

Smells like teen spirit
Danny Verstegen ist mit "Kopfschuss" zum 10. Todestag Kurt Cobains ein ansprechender Adoleszenzroman gelungen: ansprechend vor allem für Jugendliche, die das Genie im Frontmann und Leadsänger von Nirvana gesehen haben und heute noch sehen - oder aber für Jugendliche, die um einen geliebten Menschen trauern.
"Kopfschuss" ist in Tagebuchform geschrieben und bietet tiefe Einsichten in die verwirrte Psyche des 15-jährigen Gawijn, dessen Vater Dirk sich - wie ihr gemeinsames Idol Cobain -eine Kugel in den Kopf geschossen hat. Das Tagebuch beschreibt die Entwicklung des jugendlichen Halbwaisen und seine Auseinandersetzung mit dem Tod des Vaters.
Die Handlung kommt nur schleppend in Gang: Der Leser wird vorerst Zeuge der z.T. verwirrten und verwirrenden Gedankengänge des pubertären Protagonisten, der über Liebe, Musik, den Sinn des Lebens und den Tod sinniert. Zentrale Themen sind für Gawijn seine große Liebe zu Madelief, seine tiefe Trauer um den Vater und die Musik, die er nicht nur hört, sondern selbst auch spielt. Durch die Musik und seine tiefe Traurigkeit über den Selbstmord des Vaters fühlt sich Gawijn immer noch mit ihm verbunden. Er hat Angst, selbst einmal nicht mehr weiter zu wissen und wegen seiner Melancholie und Depressionen vielleicht suizidgefährdet zu sein. Dabei verkennt er allerdings, dass der Verlust eines geliebten Elternteils, noch dazu wenn dieser Selbstmord begangen hat, wohl für jeden Menschen eine Grenzerfahrung darstellt, die einen über einen bestimmten Zeitraum nicht unbegründet psychisch labil werden lässt. Gawijn ist aber nicht nur traurig über den Tod seines Vaters, sondern er wirft ihm unterschwellig auch vor, seine Familie im Stich gelassen zu haben. Es zeichnet sich also in Gawijns Entwicklung ein natürlicher Trauerprozess ab.
Dadurch, dass er sich immer wieder mit seiner Musik beschäftigt und schließlich auf einen großen Auftritt, der ein Erfolg werden soll, hinarbeitet, verarbeitet er den Tod Dirks. Madelief gibt ihm darüber hinaus den Halt, die Unterstützung und die Liebe, die Gawijn in seiner Familie nicht (mehr) erfahren kann: Seine Mutter bezeichnet er als Säuferin, seinen Bruder Artur als oberflächlich.
Die Sprache unterstreicht den Realismus, der in der Geschichte Gawijns liegt. Der hier angewandte Sprachstil wird im Buch selbst als "amerikanischer Horseshit" bzw. Colasprache bezeichnet; man könnte es allerdings auch einfach einen derben Jugendslang nennen. Die z.T. harte Ausdrucksweise wird aber nicht konsequent verwendet: Es klingt häufig eine Bildsprache an, die zwar nicht besonders poetisch ist, aber dennoch ins Auge sticht - um nicht zu sagen, der sprachliche Ausdruck "gerät zeitweise restlos aus der Kurve, ohne Leitplanken."
Der Selbstmord des charismatischen Kurt Cobains warf für viele Fans ähnliche Fragen auf, wie für den Protagonisten der Freitod seines Vaters. Vielleicht können Jugendliche, die die Entwicklung Gawijns in diesem Roman verfolgen, selbst einen Verlust eines Vorbildes oder geliebten Menschen besser verarbeiten. Dennoch ist es fraglich, ob selbst der interessierte Leser nicht auf der Durststrecke der ersten 50 Seiten, die wirklich langweilig zu lesen sind, eben weil keine Handlung in Gang kommt, aufgibt und das Buch zur Seite legt.

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Diese Rezension wurde verfasst von HeDa.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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