Kleines Rot. Das mutige Rotkäppchen

Autor*in
Woolvin, Bethan
ISBN
978-3-96826-027-3
Übersetzer*in
Naumann, Katharina
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Woolvin, Bethan
Seitenanzahl
40
Verlag
Von Hacht Verlag
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/Sage
Ort
Hamburg
Jahr
2023
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Rotkäppchen soll in den Wald und der Großmutter Kuchen bringen. Doch dann kommt ihr der böse Wolf in die Quere. Was einige kleine Mädchen sicherlich in Angst und Schrecken versetzt hätte...

Beurteilungstext

Eigentlich verläuft die Geschichte wie bekannt – mit kleinen Änderungen. Rotkäppchen soll Kuchen zur kranken Großmutter bringen, trifft den Wolf, der nimmt eine Abkürzung und frisst die Großmutter, Rotkäppchen kommt später am Haus an – und durchschaut den Wolf sofort. Ohne viele Worte wird ein Plan gemacht, an dessen Ende Rotkäppchen im Wolfspelz lustig nach Hause spaziert. Die Großmutter bleibt offenkundig gefressen.
Bethan Woolvin deutet sein Rotkäppchen um. Es ist kein lustgesteuertes, aber naives und gutgläubiges Wesen, sondern einfach ein ehrliches, aber taffes und selbstbewusstes Kind, das sich zu helfen weiß. Mit wenig Worten im märchentypisch-einfachen Ton wird die Geschichte erzählt, wobei schon wiederkehrende und ironisch-eingefärbte Wendungen andeuten, dass hier etwas Abweichendes vom bekannten Muster geschehen wird. Die Darstellung spielt dann auch mit Andeutungen und Auslassungen, wenn zum Beispiel offen bleibt, wie Rotkäppchen den Wolf dann tatsächlich überwältigt – lediglich die dafür vermutlich gebrauchte Axt ist noch im Bild zu sehen. Der Minimalismus wird auch in den Bildern fortgeführt. Die Szenen wechseln zwischen einem bühnenartigen Bildaufbau in mittlerer Distanz und Nahaufnahmen, die die besondere Erlebnisqualität der Handlungsmomente in den Blick rücken. Figuren und Gegenstände sind dabei stark stilisiert und typisiert, reduziert auf wenige Schattierungen von Grau bis Schwarz, lediglich Rotkäppchen und wenige weitere Gegenstände weisen ein markantes Orange auf. So wird auch hier märchentypisch reduziert und fokussiert.
So ganz will die Neuerzählung dann aber doch nicht überzeugen, denn sie verlagert die Handlung auf eine Oberfläche, die kaum Raum für tiefere existenzielle Deutungen lässt. Lust, Angst, Schutz und Rettung werden ausgespart und nehmen der Geschichte damit auch die Dramatik, was die Figuren zeitgemäßer machen mag, aber auch zu einer Verflachung der Geschichte führt. Ansonsten handelt es sich aber um ein interessant konzipiertes Buch – das durchaus empfohlen werden kann.

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Diese Rezension wurde verfasst von Michael Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 17.07.2023