Kein Heimvorteil

Autor*in
Junge, Olaf
ISBN
978-3-9814257-8-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
333
Verlag
Unterdog
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2011
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,90 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Im Interview mit dem Mitverfasser erzählt Olaf Junge, ein ehemaliges Heimkind, sein Leben voller Emotionen, Höhen und vor allem Tiefen. Er beschreibt sein Dasein in der Pflegefamilie und die Zeit danach.

Beurteilungstext

Nicht jeder Mensch hat das Glück, dass es wenigstens einen anderen Menschen gibt, der bedingungslos zu ihm hält. Olaf Junge hatte dieses Glück auch nicht. Das hat ihm zu einem Kämpfer gemacht.
Der Start ins Leben war für den kleinen Olaf alles andere als optimal. Seine Mutter gibt ihn mit nur vier Jahren in einem Kinderheim ab und lässt sich nicht mehr blicken. Er hat sozial große Schwierigkeiten. Eine Erzieherin bemüht sich sehr um ihn, so dass Olaf über drei Jahre hinweg viele glückliche Stunden bei ihr erleben durfte. Durch diese Zuwendung konnte er auch sozial gute Fortschritte machen. Als er, ohne gefragt zu werden, ohne auch nur einen Fürsprecher zu haben, in die Familie seiner Gutachterin als Pflegekind integriert werden soll, geht das allerdings schief. Verantwortung dafür tragen verschiedene Institutionen und Einzelpersonen, die im Buch klar benannt werden. Trotz deutlicher Zeichen, dass Olafs Integration in diese Familie nicht funktioniert- was besagte Gutachterin in ihrem Gutachten sogar voraus gesagt hatte-, wird nichts unternommen, seine leidvolle Position zu verändern.
Olaf Junge räumt schonungslos auf, klagt an, stellt dar, wie er immer wieder im Stich gelassen wurde, von Menschen, denen er vertraut hat, vom Jugendamt und von Anwälten. Er macht in seinen Erzählungen deutlich, wie
sehr die Umstände seinen äußerst problematischen Lebensweg beeinflusst haben. Und immer wieder war nur er selbst es, der sich buchstäblich am Schopfe wieder aus dem Sumpf gezogen hat. Er ist wirklich ein richtiger Kämpfer!
Und nun hat er seinen Verlag gegründet- Unterdog! Dies ist ein Verlag, der denen eine Stimme gibt, die sonst keine haben, der Mut macht und eine Möglichkeit eröffnet, selbst therapeutisch für sich zu arbeiten. Sein Buch und die der anderen Betroffenen machen Mut, nicht aufzugeben!
Schriftstellerisch ist das Buch etwas unglücklich strukturiert. Das beginnt schon damit, dass jemand zu erzählen beginnt, von dem länger nicht heraus zu bekommen ist, wer er ist. Auch die zwar sehr identische Erzählweise von Olaf Junge ist zum Teil sehr anstrengend für den Leser, insbesondere, wenn der Mitautor dann auch noch seine Kommentare und Empfindungen dazwischen streut. Da hilft auch das kursiv Geschriebene nicht sonderlich. Ein ganzes Buch wie ein einziges langes Interview aufzubauen, ist äußerst anstrengend zu lesen und sollte bei einer weiteren Auflage- die der Stoff durchaus verdient hätte, überdacht und ggf. überarbeitet werden.

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Diese Rezension wurde verfasst von KOST.
Veröffentlicht am 01.01.2010