Just Listen

Schlagwörter

• Gender/Geschlecht
• Gewalt

Teaser

Ein neues Schuljahr hat begonnen. Annabel könnte mit ihren Freundinnen lachen und über die wichtigen und unwichtigen Dinge des Lebens plaudern. Aber sie wird von allen gemieden, von ihrer ehemaligen Freundin beschimpft. Alle reden über sie. Annabel wehrt sich nicht, klärt nichts auf, sondern isoliert sich jeden Tag mehr. Einzig der ebenfalls im Abseits stehende Owen hat genug Einfühlungsvermögen, um mit Annabel zu “arbeiten”. Er stärkt sie durch seine Anwesenheit und bringt sie zum Nachdenken.

Beurteilungstext

Das Buch trägt die Titel “Just Listen” auf dem vorderen Cover und auf der Rückseite “Annabels Geheimnis”. Beide sind zutreffend. Nach vielen Seiten, auf denen sich Annabel ausführlich und dennoch zurückhaltend vorstellt, kommt erst sehr spät ihr eigentliches Problem zur Sprache. Die Beschreibung ihrer Modelkarriere, die ernsten Probleme ihrer Mutter, ihrer Schwester Whitney und der vorerst nicht näher definierte Streit mit ihrer Freundin Sophie ziehen sich lang hin. Alle 20 Kapitel sind umfangreich. Nachdem sich der Leser durch diese erste Seitenflut gelesen hat, wird es doch noch sehr emotional und spannend. Die sich entwickelnde Freundschaft zu dem außergewöhnlichen und von den meisten Schülern dieser Schule völlig falsch eingeschätzten Owen bringt Licht ins Dunkel von Annabels Seele. Er ist nicht nur besessen von seiner Musik, sondern auch noch sehr wahrheitsliebend. Die Gespräche mit dem doch sehr unglücklichen jungen Mädchen führen sie aus ihrem Schneckenhaus. Niemanden hatte sie von der Fast-Vergewaltigung erzählt und sich damit selbst isoliert. Erst als Annabel beginnt, den Charakter ihrer Freundin Sophie, einer gründlichen Analyse zu unterziehen, erkennt sie begangene Fehleinschätzungen. Die Autorin Sarah Dessen, die viele Romane über junge Mädchen schreibt, spricht mehrere Themen emotional an. Die Häufung von Problemen wie Vergewaltigung, Depression und Essstörung in nur einer Familie stellt aber hoffentlich eine Ausnahme dar. Der Covertext, den eventuell betroffene Mädchen lesen, lässt klare Hinweise auf den Inhalt vermissen. Als reine Unterhaltungslektüre ist der Roman aber eher weniger geeignet. Schön wäre, wenn Lehrer an Schulen dieses Buch empfehlen und damit Mädchen ermutigen, sich wenn notwendig auch zu wehren. Natürlich gelingt es im Roman der Hauptfigur Annabel und ebenso ihrer Schwester, die Probleme zu lösen.
Owen, der einst selbst Probleme hatte, übernimmt im Roman die Rolle eines qualifizierten Psychologen. Die Schwester hat Erfolg durch die Teilnahme an einer Therapiegruppe, in die sie eigentlich gar nicht möchte. Das Buch fordert indirekt auf, sich selbst sehr sensibel um seine Mitmenschen, insbesondere um Kinder und Jugendliche zu bemühen.