Julia und der Hai

Autor*in
Millwood Hargrave, Kiran
ISBN
978-3-7432-1377-7
Übersetzer*in
Ernst, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Freston, Tom de
Seitenanzahl
224
Verlag
Loewe
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Bindlach
Jahr
2023
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Julia aus Cornwall verbringt einen Sommer auf den Shetlandinseln, da ihre Eltern dort beruflich zu tun haben. Sie weiß nicht, dass ihre Mutter psychisch krank ist, sie interpretiert das Verhalten der Mutter als Ablehnung ihr gegenüber. Mit der Suche nach dem Grönlandhai allein auf dem Meer möchte Julia der Mutter helfen, aber auch die Aufmerksamkeit der Mutter erringen. Im Sturm gerät sie in Lebensgefahr und glaubt, der Grönlandhai hätte sie gerettet.

Beurteilungstext

Es ist ein anderes Leben als in Cornwall hier draußen auf den Shetlandinseln, wo der Vater einen Leuchtturm gemietet hat, in dem die drei den Sommer über wohnen werden. Die Mutter möchte als Meeresbiologin nach dem Grönlandhai suchen, um ein Mittel gegen Demenz zu finden. Doch die Forschungsgelder werden nicht bewilligt und die Mutter ist euphorisch, kauft sich ein eigenes Boot und eine teure Kamera, was sich die Familie gar nicht leisten kann. Julia vergöttert die Mutter, will genauso sein wie sie, interessiert sich für alles, was die Mutter interessant findet. Auf der Insel aber ist ihr langweilig, denn die Mutter nimmt sie nicht mit auf See. Überhaupt kommt Julia sich mehr und mehr ungeliebt vor, als hätte sie keinen Platz im Leben der Mutter. In der Inselbibliothek lernt sie den indischen Jungen Kin kennen, der sich für Sternbilder interessiert. Sie werden beste Freunde und können sich alles erzählen.
Wie in einem guten Roman sind in der Erzählung verschiedene Handlungsstränge außerordentlich gut miteinander verknüpft. Immer aus der Sicht und Erzählperspektive von Julia erfahren wir von der Forschung der Mutter, von den Konflikten auf der Insel, wo der Freund Kin von einem anderen Jungen absichtlich geärgert wird, von der Zeit vor Julias Geburt, als die Großmutter starb. Die verschiedenen Inhalte sind so geschickt miteinander verwoben, dass der Leser von Anfang an gefesselt ist. Als Julia am Anfang davon spricht, dass sie ihre Mutter verlor, glaubt man, dass die Mutter im Verlauf der Geschichte zu Tode kommt. Da Julia selbst sehr viel nachdenkt und immer trauriger wird, träumt sie in der Nacht oft. Ihre Träume haben mit dem Meer, dem Hai und der Mutter zu tun und sind beunruhigend.

Erst allmählich wird Julia und auch dem Leser klar, dass mit der Mutter etwas nicht stimmt, bis Julia erfährt, dass die Mutter psychisch krank ist, eine bipolare Störung hat. Auch das Krankheitsbild wird Julia und damit dem Leser sehr gut erklärt. Nun kann Julia die Handlungsweisen der Mutter besser verstehen. Außergewöhnlich beeindruckend formuliert sind die Augenblicke, als Julia vom Boot gefallen ist und zu erfrieren und zu ertrinken droht. Die Welt zwischen Leben und Tod ist so irreal. Julia spürt, dass sie etwas dem Leben zurückbringen will, sie glaubt fest, dass der lange gesuchte Grönlandhai sie an die Wasseroberfläche stubst. Alles ist wie in einem Traum und doch real. Das ist hervorragend geschrieben.
Außerdem ist das Buch ganz ungewöhnlich illustriert, nur in Schwarz, Grau, Weiß und Gelb. Je nachdem, welcher Farbanteil überwiegt, wird Einfluss auf die Stimmungen genommen, die der Leser beim Betrachten hat. Da oft die Bilder auch direkt mit dem Text kombiniert sind, nehmen sie auch indirekt Einfluss auf die Stimmung beim Lesen. So ist mit Bild und Text auch ein Gesamtkunstwerk entstanden, das es vermag, den Leser in seinen Bann zu ziehen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von IBR; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 23.06.2023

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