Jud Süß

Autor*in
Feuchtwanger, Lion
ISBN
978-3-89813-572-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
Verlag
Gattung
Ort
Berlin
Jahr
2006
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
27,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das SWF-Hörspiel aus dem Jahr 1981 stellt den Roman des Autors in einer bearbeiteten Fassung vor. Der unaufhaltsam erscheinende Aufstieg des Jud Süß endet abrupt mit dem Tod seines Herzogs Karl Alexander von Württemberg im Jahre 1738. Der Herrscher war maßlos in seinem ganzen Leben, Süß sein bereitwilliger und nicht uneigennütziger Beschaffer. Nicht zuletzt der auch damals überbordende Antisemitismus kostete ihn nach einem unfairen Prozess das Leben.

Beurteilungstext

Hans Korte spricht den Jud Süß nobel und arrogant , als einen Mann, der unglaublich untertänig und gleichzeitig überlegen ist, gesellschaftlich erfolgreich und im ewigen Kampf mit den orthodoxen Juden steht, zu denen er aber dennoch nie den Kontakt verliert. Am Ende seines Lebens erst bekennt dieser Oppenheimer sich zu seinem Judentum, paradoxer Weise ab dem Zeitpunkt, zu dem er erkennen muss, dass er illegitimer Sohn eines christlichen Adligen ist.
Die beiden Sprecher treiben geradezu den Zuhörer mit einer ausgeprägt prononcierten Sprache durch die gesamte Handlung: drängend, sachlich, kurze Sätze, Ellipsen - und bilden so den optimalen Gegensatz zu den gespielten Szenen, in denen immer wieder Ruhe vorherrscht, Pausen zugelassen sind, leise gesprochen wird.
Die Nebenrollen schwäbeln mehr oder weniger stark, manchmal bis an die Grenze des Verständlichen. Die Provinzialität wird als Gegensatz zum Hochdeutsch des Jud Süß und der Erzähler nicht nur hör-, sondern geradezu fühlbar.
Das vom SWF im Jahre 1981 produzierte Hörspiel hat nichts an Qualität verloren. Da die fast sieben Stunden Laufzeit auch nur wenige Kürzungen erlauben, liegt hier eine qualitativ dem Roman nahezu ebenbürtige Fassung vor. Inhaltlich kommt lediglich das Ende des Jud Süß in seiner Absurdität etwas kurz - die gestrichenen Seitenhandlungsstränge verdienen es dennoch, im Original nachgelesen zu werden.
Zu Berieselung aber ist diese CD-Kassette nicht geeignet. Ich empfehle sie dennoch für Jugendliche, die Interesse an der Geschichte haben, an der Geschichte allgemein, der Württembergs, der der Juden in Deutschland oder an der von Gewaltherrschaft.
Ich habe das Buch seinerzeit mit 12 Jahren gelesen und bin erstaunt, wie viel mir nach einem halben Jahrhundert noch in Erinnerung geblieben ist. Aber das liegt vermutlich daran, dass ich damals das richtige Buch im richtigen Augenblick in die Finger bekam.

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010