Jonas Reise. Ein Abenteuer durch Raum und Zeit

Autor*in
von Becker, Peter
ISBN
978-3-570-17977-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Dreis, Stella
Seitenanzahl
192
Verlag
cbj/cbt
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/RomanFantastik
Ort
München
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
16,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Roman ist, wie im Titel schon angekündigt, „ein Abenteuer durch Raum und Zeit“. Denn hier werden Fluchtbewegungen von vor 3.000 Jahren mit denen aus heutiger Zeit verknüpft. Im Mittelpunkt steht dabei der 12-jährige Junge Jona, der mit seiner Familie von Ninive aufbricht, vom Wal verschluckt wird und überraschenderweise in der heutigen Zeit in Italien wieder auftaucht und mit den Erlebnissen seiner Flucht umgehen lernen muss.

Beurteilungstext

Die Geschichte changiert zwischen fantastischer und realistischer Erzählung und spielt hier mit den Genres. Zunächst wird eine Geschichte ungefähr aus der Zeit des Propheten Jona erzählt. Der Junge Jona macht sich gemeinsam mit seinen Eltern, dem Sterndeuter Khalid und der Mutter Naila, seiner Schwester und seiner Großmutter auf den Weg, um Nivive zu verlassen. Die Zustände waren dort nicht mehr zu ertragen. So flüchten sie zunächst mit einer Kamelkarawane durch die Wüste, bevor sie in Byblos ein Schiff besteigen und die Überfahrt wagen. Doch ein Sturm reißt das Schiff entzwei und Jona wird von einem Wal verschluckt. Als dieser ihn wieder ausspuckt sind 3.000 Jahre vergangen und er ist an der italienischen Küste gelandet. Dort wird er liebevoll versorgt und aufgenommen, bis sich seine Mutter und Schwester melden und ihn nach Deutschland holen. Hier muss Jona mit seinen Erinnerungen klar kommen. Das braucht Zeit.
Das Buch schlägt einen Bogen zwischen damaligen und heutigen Fluchtbewegungen. Peter von Becker, Journalist und Schriftsteller aus Berlin, lässt dabei seine Hauptfigur gleich und zeigt so konsequent, dass – egal wann und aus welchen Gründen Menschen geflohen sind – sie mit ähnlichen Ängsten und Hoffnungen leben müssen. Dabei wählt der Autor eine relativ blumige, fast poetische Sprache, die detailliert beschreibt und so z.B. einen Sandsturm auch für die Lesenden sehr greifbar werden lässt. Auch die Hauptfigur Jona wird immer wieder als Wörtersammler beschrieben, der einen Blick für besondere Ausdrücke hat. So lernt er in Deutschland zuerst das Wort „Quatsch“, was ihn sehr erfreut und auch den Blick der Lesenden auf solche Sprachschönheiten richtet.
Es wird im Buch eine auktoriale Erzählweise verwendet, die aber immer wieder auch in eine personale wechselt. Mal sind wir als Lesende ganz nah an Jona, mal begleiten wir eher dessen Vater. Das ist ein wenig irritierend. Es wird auch der Spannungsbogen nicht konsequent aufrecht erhalten, immer mal wieder werden abschweifende Episoden, z.B. der Besuch auf dem Königsstuhl in Heidelberg, eingefügt, die aber wenig zum Fortgang der Handlung beitragen. So hat das Buch an manchen Stellen auch seine Längen. Insgesamt liest es sich aber flüssig.
Besonders die 11 Farbtafeln der bekannten Künstlerin Stella Dreis, die bereits mit dem Troisdorfer Bilderbuchpreis ausgezeichnet wurde, sind hier zu erwähnen. Atmosphärisch greifen sie über die fließenden Farbkompositionen und die reduzierten Figuren zentrale Aspekte der Geschichte auf. Mal sind sie doppelseitig und mal kreisförmig auf einer Seite platziert, was an einen Blick durch das Fernrohr erinnert, das Jonas Vater früher oft benutzte. Durch Farbkontraste und Bildausschnitte gelingt der Künstlerin eine Fokussierung und auch Emotionalisierung des Gezeigten.
Die Verarbeitung der biblischen Jona-Geschichte in dieser Form ist sicher innovativ, wenn sie auch mitunter irritiert, da ja insgesamt sehr frei mit dem Stoff umgegangen wird. Dennoch kommen meines Erachtens die existenziellen Erfahrungen von Leben und Tod, Verlust und Gewinn gut zum Ausdruck. Man wird angeregt, darüber nachzudenken, was im Leben eigentlich wichtig ist. Von daher ist das Buch mit den genannten Einschränkungen gut zu empfehlen.

Anmerkung

Mit 11 besonderen Farbtafeln von Stella Dreis

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Alexandra Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 19.10.2022

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