Irgendwann in Istanbul

Schlagwörter

• Kulturen

Teaser

Diesen Sommer verbringt Ani in Istanbul - auf der Suche nach sich selbst und den Wurzeln ihrer Familie. Fotos sollen ihr dabei helfen, Vergessenes aus dem Leben ihrer in Deutschland lebenden und an Demenz erkrankten Großmutter wieder in Erinnerung zu bringen. Ani trifft eine pulsierende Stadt, eine große Verwandtschaft und zwei Jungs, in die sie sich verlieben könnte…

Beurteilungstext

Orientiert sich der Leser am Klappentext, so erwartet er eine Liebesgeschichte: Vor der romantischen Kulisse Istanbuls trifft Studentin Ani aus Deutschland den Kunststudenten Kilian und den Istanbuler Batu. Ein Mädchen zwischen zwei Jungen? Doch das ist nicht das Thema. Der erste Jugendroman der Film-, Fernseh- und Buchautorin und literarischen Übersetzerin Karin Kaci bietet weitaus mehr. Wie sie selbst entstammt auch die Protagonistin Ani einer armenischen Familie aus der Türkei. Wie sie selbst lebt die Protagonistin in Deutschland. Kaci schildert eine junge Frau zwischen zwei bzw. drei verschiedenen Kulturkreisen, zwischen Orient und Okzident auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Familie. Ani ist zum ersten Mal für einen Sommer allein in die Türkei geflogen, um ihre Verwandten zu besuchen Hin- und hergerissen zwischen engen Familienstrukturen und dem Wunsch nach Freiheit und Selbständigkeit erkundet sie ihre geliebte Stadt Istanbul und hofft, möglichst viel aus dem Leben ihrer in Deutschland lebenden, an Demenz erkrankten Großmutter zu erfahren. Ein altes Foto soll ihr helfen, die Vergangenheit aufzuklären. Ani ist aber nicht nur auf der Suche nach der Geschichte ihrer Familie, sondern auch auf der Suche nach ihrer eigenen Identität zwischen den verschiedenen Kulturen. Die Leichtigkeit und Sorglosigkeit ihres deutschen Reisebekannten Kilian fasziniert sie, doch von der Ernsthaftigkeit des jungen Türken Batu fühlt sie sich angezogen. Mit ihm durchstreift sie auf der Suche nach den Wurzeln ihrer Familie die Stadt. Ihm kommt sie näher, in ihn verliebt sie sich, wenn auch mit wenig Aussicht auf Zukunft. Selbstbewusster und gereifter kehrt Ani zurück nach Deutschland. Doch Istanbul lässt sie nicht los. Spätestens in einem Jahr wird sie wieder dorthin aufbrechen…
Ein sehr lesenswertes Buch, vor allem unter dem Aspekt des interkulturellen Miteinanders. Deutschland ist ein multikulturelles Land. Das wissen wir. Am individuellen Beispiel wird das besonders erfahrbar. So wie Ani ""switchen"" viele unserer Mitbürger zwischen zwei Welten und verändern durchaus auch unsere Sicht auf die Dinge.
Das Buch ist sehr authentisch und voller Lokalkolorit. Gemeinsam mit den Protagonisten erlebt der Leser die heiße Sommeratmosphäre Istanbuls und lernt die Stadt und ihre Menschen abseits von Touristenpfaden kennen. Allerdings ermüden die ausführlichen und teilweise langatmigen Beschreibungen der Straßen, Plätze und Viertel Istanbuls. Etwas mehr Tempo und eine Straffung der Handlung würden den Reiz des Buches durchaus erhöhen.