Ina hört anders - Vom Hören mit Hörgeräten

Autor*in
ISBN
978-3-7152-0532-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Schweizer, Suse
Seitenanzahl
32
Verlag
Gattung
Sachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2007
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
13,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Wenn "alle durcheinander reden", dann "kann ich nichts mehr verstehen". Als Hörender macht man sich bestimmte Situationen nicht klar, bevor man nicht darauf gestupst wird, dass andere Menschen auch anders sind. Ein Bilderbuch über ein wichtiges Thema, das überhaupt nicht nur die angeht, die hörbehindert sind.

Beurteilungstext

"Hörbehinderte Kinder sind von Folgebehinderungen bedroht" - so steht es in dem 16-seitigen Begleitheft zum Buch. Das ist den anderen erst einmal gar nicht so bewusst, leuchtet aber unmittelbar ein, wenn wir uns mit der Lage beschäftigen. Also zum Beispiel mit diesem Bilderbuch, das leider nicht von Menschen, sondern von vermenschlichten Hunden handelt. Das ist denn aber auch der einzige Kritikpunkt.
Ina heißt das Kind, das tagsüber ein blaues und ein rotes Hörgerät trägt und nicht einmal darüber klagt, dass das unangenehm wäre oder dass es ungereicht sei, dass Mama keins tragen muss und auch Papanicht und die kleine Schwester auch nicht. Ina vermerkt, wie gut es ist, wenn der Sprechende sich ihr zuwendet und sie die Mundbewegung verfolgen kann. Andererseits ist es sehr schwer für sie, wenn ein Stimmengewirr in der Luft schwirrt. Dann kann sie überhaupt keine Stimme lokalisieren und fühlt sich ausgestoßen, unsichtbar, als wäre sie gar nicht vorhanden. Aber diese Situation ist Gottseidank sehr selten. Viel häufiger hört sie die Stimme ihrer Mutter ganz nah an ihrem Ohr, wenn sie auf dem Schoß sitzt und Mama vorliest.
Ina berichtet von ihrem Alltag, zu dem auch gehört, dass sie sich mit Gebärdensprache auskennt und in Abständen immer wieder in ihrem Hörverständnis getestet wird. Schön, dass sie ansonsten ein Kind ist wie du und ich. Denn das ist sie ja auch. (So viel zum Thema: Identifikation mit einer Hundefigur als Mensch.)

Die Bilder mit den jeweils sehr kurzen Texten sind auf freundlich gelben Blättern gedruckt. So wie die warme Farbe sehr angenehm ist, so ist es auch die immer aufgeweckt und neugierig dargestellte Ina. Sie geht noch nicht zur Schule, sondern besucht eine Spielgruppe, in der fast alle Hörgeräte tragen (hinter dem Ohr, im Ohr oder sogar implantiert). Dort lernt sie auch die Gebärdensprache.

Im Anhang wird thematisiert, dass es sehr unterschiedliche Meinungen gerade hierzu gibt, ob sich die Gebärdensprache nicht negativ auf die Entwicklung auswirkt, weil die Kommunikationsfähigkeit sich nur auf einen kleinen Kreis beschränkt und das eigene Sprechen und Sprechen-Üben immer weniger Chancen erhält.
Jedenfalls gibt es immerhin zu diesem Thema (jetzt) ein Bilderbuch, deren Autorin übrigens selbst von Geburt an schwerhörig ist. Sie hat die Regelschule bis zum Abitur besucht, studiert und sich mit Audiopädagogik beschäftigt. Bilderbuch wie Anhang sind ihrem Engagement zu verdanken, dem Verlag der Mut, dies Buch zu verlegen - aber mit diesem Mut zeigt sich Atlantis ja nicht zum ersten Mal.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010