In unserer Nähe wohnt ein Mädchen

Autor*in
Crnic, Ida Mlakar
ISBN
978-3-407-75739-5
Übersetzer*in
Zaleznik, Alexandra Natalie
Ori. Sprache
Slowenisch
Illustrator*in
Skerl, Peter
Seitenanzahl
32
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Weinheim
Jahr
2023
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
14,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Mädchen in der Schule – keiner will mit ihm spielen. Eines Tages ist es plötzlich weg. Eine seltsame Erfahrung, von der hier berichtet wird.

Beurteilungstext

Das Mädchen ist seltsam, weder hübsch noch schön angezogen. Es lebt mit seiner Familie in einem baufälligen Haus, sie haben wenig und niemand will mit ihm spielen. Wer ist dieses Mädchen? Diese Frage wird nicht gestellt. Es ist irgendwie da, wird irgendwie hingenommen, aber niemand nimmt Anteil an seinem Leben. Dann ist es eines Tages weg – und es bleiben nur Zeichnungen, die dann doch erstaunen. Doch wer das Mädchen war, kann niemand sagen, weil niemand ihm Aufmerksamkeit geschenkt hat.
Es ist eine Geschichte von Ablehnung und Ausgrenzung, die nicht aggressiv ist, aber dennoch große Barrieren aufwirft. Das Mädchen ist anders, arm und ausgeschlossen. Es wird weder bemitleidet noch gehänselt, es ist einfach außen vor. Dieser Ausschluss ist dramatisch, denn es gibt keine soziale Bindung. Beziehungen können nicht aufgebaut werden, keine Freundschaft, keine gegenseitige Vertrautheit. Einsamkeit wird hier spürbar.
Erzählt wird aus der Perspektive eines kollektiven Gegenübers – anderer Kinder aus der Klasse. Diese erzählen von dem Mädchen, aber in einer Perspektive der Fremdheit und Distanz. In kurzen Texten steht jede Doppelseite für den Monat eines Jahres. Und Monat für Monat wird die Entwicklung nachvollzogen – der Ausschluss nimmt zu, die Körperlichkeit des Mädchens ab. Es verschwindet, als es noch da ist – der eigentliche Abschied geschieht dann eher beiläufig.
Den Texten beigeordnet sind zart kolorierte Bleistiftzeichnungen. Diese zeigen das Mädchen im je beschriebene Kontext, sie nehmen aber die Stimmung und die Stille des Textes in sich auf uns bilden eindrückliche Leerräume, in denen genau das fehlt, was der Text auch vermissen lässt – soziale Nähe und Freude. Die Bilder verraten nicht die Rätsel, die der Text offen lässt – sie nehmen eher Stimmungen auf und unterstreichen die große Distanz. Das gelingt überzeugend. Ein schlüssiges Konzept für ein nachdenkliches Bilderbuch. Sehr zu empfehlen!

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Diese Rezension wurde verfasst von Michael Ritter; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 06.02.2024