In unserer Nähe wohnt ein Mädchen

Schlagwörter

• Außenseiter
• Ungleichheit
• Gefühle
• Kulturen

Teaser

Das kleine Mädchen, die Neue, passt nicht hinein in die Klasse, Gruppe, Gesellschaft. Sie ist alles, was wir nicht sind. Sie ist FREMD. Sie hat keine schönen Kleider, kein schönes Zuhause, keine Freunde, sogar ihr Name ist unaussprechlich. Sie hat nichts, was uns wichtig ist. Und dann ist sie wieder weg.

Beurteilungstext

Das dreißigseitige Buch „In unserer Nähe wohnt ein Mädchen“ von Ida Mlakar Crnic mit Illustrationen von Peter Skerl ist 2023 im Beltz & Gelberg Verlag erschienen.
Das Buch ist in 12 Kapitel unterteilt, betitelt mit den Monatsnamen Januar bis Dezember. Jeden Monat, beginnend mit dem Januar, erfährt man, was dem Mädchen fehlt. Mal ist sie nicht hübsch genug, mal sind es die schönen Kleider, mal das schöne Zuhause, auch die Freunde, die fehlen. Sie hat einen Namen, den niemand aussprechen kann. Demzufolge redet sie auch nicht, sie ist stumm. Niemand nimmt sie wahr. Niemand berührt sie, niemand nimmt sie in den Arm. Ab dem September ist sie fort. Jetzt kommen die Fragen: Wo ist sie hin, war sie vielleicht doch eine Prinzessin, sie hat ja einen Regenbogenschatz. Warum haben wir sie nicht zum Geburtstag eingeladen? Warum haben wir nicht mit ihr gesprochen oder es wenigstens versucht?
Das Buch handelt von Armut, vom Anderssein, vom Fremden, von Diskriminierung.
Doch schlimm ist nicht das kleine einsame Mädchen. Schlimm sind die anderen, die sich als Maßstab für Äußerlichkeiten, Reichtum, Sprache, Freunde etc. nehmen. Sie hätten die Macht, auf das kleine Mädchen zuzugehen.
Das fremde Mädchen ist nur in den Zeichnungen sichtbar. Die Illustrationen von Peter Skerl sind in zarten Farbtönen mit zarten Strichen dargestellt. Die Illustrationen stehen im starken Kontrast zu den schmerzlichen Texten.
Das Buch macht betroffen. Es rüttelt am Gerechtigkeitssinn. So darf man niemanden behandeln. Niemand möchte sich so fühlen müssen, wie dieses kleine Mädchen. Das Buch sagt mehr über den schlechten Charakter der Kinder aus als über den des kleinen Mädchens. Die Angst vor dem Fremden siegt traurigerweise über die Neugierde. Hier liegt Diskriminierung und passives Mobbing vor.
Es ist so ein aktuelles Thema unserer Zeit. Die Integration muss funktionieren. Was wäre, wenn sie bei den Kleinen nicht funktionierte?
Sprachlich ist dieses Buch einfach und eindringlich. Als Vorlesebuch ab 5 Jahren trifft es das Sprachniveau.
Auf dem Hardcover ist das kleine Mädchen mit ihrem Hasen unter dem Arm dargestellt. In zarten Pastelltönen steht dort ein trauriges kleines Mädchen.
Dieses Buch möchte ich empfehlen. Es ist so eindringlich, so wichtig. Es macht betroffen.