In Deutschland unerwünscht

Autor*in
Huneke, Douglas
ISBN
978-3-7655-3747-9
Übersetzer*in
Seifert, Adrian u.a.
Ori. Sprache
Amerkanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
384
Verlag
Gattung
Biografie
Ort
Giessen
Jahr
2004
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
12,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Biografie eines Judenretters, Hermann Gräbe

Beurteilungstext

Wer von den älteren Leseren, die die schreckliche Zeit der Naziherrschaft noch erlebten, dieses Buch zur Hand nimmt, wird sicherlich aufgewühlt und beschämt (weil selbst abseits stehend) die Lebensgeschichte eines Mannes, Hermann Gräbe, lesen, der unter Hintanstellung eigener Lebensgefahren, vielen polnischen Juden das Leben rettete. Gräber, er nannte sich selbst gern Fritz (ein Synonym für den Deutschen schlechthin), war als Ingenieur im besetzten Polen tätig. Er nutzte seine Tätigkeit und die damit verbundenen Einflüsse, um Juden zu retten, die er als dringende Arbeitskräfte anforderte. Aus der Masse der “ahnungslosen” Deutschen ragt Gräbe heraus und rettet damit auch etwas von ihrem Ansehen: Nicht alle Deutschen waren gleichgültige Zuschauer, die das Schicksal gequälter Menschen kalt ließ. Wie im Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (in Neuen Testament), fragte Gräbe nicht, was kann mir geschehen, wenn ich mich um den Geschundenen am Wegrand kümmere? Er fragte sich, was geschieht diesem armen Menschen, wenn ich ihm nicht helfe? - Wer dieses Buch liest, braucht mitunter starke Nerven, wenn die Brutalitäten bei der Judenvernichtung geschildert werden. Es ist unbegreiflich, dass es Menschen gegeben hat, die in einem dumpfen, blinden Gehorsam zu gnadenlosen Mördern (Lustmördern) wurden. Ein Stück dunkelster deutscher Geschichte wird beschworen, die beschämend ist und nicht in Vergessenheit geraten darf (es sieht oft danach aus). Nach dem Krieg wolle kaum jemand etwas von dem heldenhaften Verhalten Gräbes in Deutschland wissen. Ehrungen wurden ihm durch das jüdische Volk noch rechtzeitig vor seinem Tod zuteil.-
Dieses Buch gilt als wissenschaftliche Arbeit des Autors, der mit wissenschaftlicher Akribie Nachforschungen über Hermann Gräbe angestellt ( Belege dazu findet man im Buchanhang) und sie zu einem aufwühlenden Bericht verarbeitet hat. Die Holocaustgeschichte wird sachlich beschrieben, die emotionalen Empfindungen und Betroffenheiten bleiben dem Leser überlassen. Hätte es damals noch mehr Gräbes gegeben, die sich ihres politischen, sozialen und religiösen Gewissens erinnerten, das deutsche Volk wäre wenigsten ein bisschen exkulpiert worden und vielen Juden wäre Leid und Tod erspart geblieben.
Die schockierende , mutige Tat des Hermann Gräbe, sollte vor allem jungen Lesern, die das Glück haben zu den“Nach-Holocaust- Generationen” zu gehören, bekannt werden. Es wäre daher zu empfehlen, dass dieses Buch Gegenstand unterrichtlicher Erörterungen werden sollte. Eine nachdrückliche Empfehlung ist daher Lesern, ab dem vierzehnten Lebensjahr, die schon in der Geschichte bewandert sind, auszusprechen.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPHR.
Veröffentlicht am 01.01.2010