In Bildern sprechen

Autor*in
Caviola, Hugo
ISBN
978-3-03905-021-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
153
Verlag
h.e.p.
Gattung
Taschenbuch
Ort
Bern
Jahr
2003
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
26,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Sachbuch, dass sich mit der Frage auseinandersetzt, wie Metaphern unser Denken leiten, und für die Oberstufe Gymnasium Materialien zu eienr fächerübergreifenden Sprachreflexion zur Verfügung stellt.

Beurteilungstext

Eine Metapher ist ein “bildhafter Ausdruck für einen Gegenstand oder einen abstrakten Begriff, der eigentlich einen verkürzten Vergleich beinhaltet und von den Eigenschaften dieses Gegenstands ausgeht, z. B. Flussarm” - so die Definition in der Encarta. Der Verfasser des vorliegenden Buches geht der Frage nach, wie sich fachliche Termini, Begriffe und Theoreme in den Köpfen der Lernenden zu Einzeldisziplinen verknüpfen, wie man von da aus zu einer Interdisziplinarität kommen kann und welche Rolle dabei Metaphern spielen.
Von Interdisziplinarität lässt sich sprechen, wenn zwei oder mehrere Einzeldisziplinen zusammenarbeiten, um ihr Ziel, nämlich Erkenntnisgewinn, besser zu erreichen, entweder durch Teilung von Methoden oder Gegenstandsgebieten auf wissenschaftlicher Ebene. Auf die Schule bezogen (denn das Buch wendet sich an Schüler und Lehrer der gymnasialen Oberstufe) bedeutet dies die konkrete Forderung nach einem transdisziplinären Gebrauch der einzelnen Disziplinen (Fächer), um jungen Menschen in ihrer Lebenswelt als Grundlage für Entscheidungen und Handeln sowie zur Orientierung zu dienen. Dies erfordert von der Methode her eine Distanz zu dem Fach, das man betreibt, um reflektieren zu können, was man tut, wenn man es betreibt. Die Forderung geht daher nach einem Lernenden/Lehrenden, der sich mit Naturwissenschaften und deren historisch-philosophischer Grundlage befasst und die Fächer unter diesem Aspekt betrachtet.
Das Buch hat nun zum Ziel zu zeigen, wie eine metadisziplinäre Reflexion im Falle der gymnasialen Bildung aussehen kann, und setzt bei der Sprachreflexion am Beispiel der Metaphern an, ausgehend von der Erkenntnis, dass Sprachbilder Sachwissen erschließen. Der Verfasser liefert dazu Material für zwei Stufen, nämlich einmal für die Klassen ab 11 (Metaphern zur Beschreibung von Körper, Zeit, Natur, Unternehmen, Computern und Gesundheit), zum anderen für die Zeit unmittelbar vor dem Abitur (wissenschaftlich-propädeutische Ausweitung auf Stammbau, Darwinismus, Genetik, Gedächtnis, Geschlecht und Ökologie).
Einer Metaphernbewusstwerdung und -reflexion sowie ihrer Erklärung (Beispiele: “Steuerfluss”, “Nahrungskette”, “ökologische Netze” u.a.) folgt ein Überblick über vorhandene Theorien, der auch deren Bedeutung in Alltag und Wissenschaft aufzeigt. Dem ca. 50-seitigen theoretisch-wissenschaftlichen Teil folgt ein “praktischer” Teil für die Schule zum Material, eben den Metaphern aus den oben genannten Bereichen. Jeder Bereich formuliert sein Ziel, liefert didaktische und fachwissenschaftliche Hinweise, gibt Arbeitshinweise und -anleitungen und nennt eine Fülle weiterführender Literaur. Dabei wachsen die Ansprüche vom bloßen Erkennen von Metaphern bis hin zum Durchschauen ihrer heuristisch-theoriekonstativen Funktionen.
Ein ausgesprochen interessantes Buch, insgesamt jedoch recht schwierig zu lesen; es verlangt dem Leser ein zeitaufwändiges Vertiefen in den Stoff ab, setzt die Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit ganz neuen Wegen voraus. Daher wird diesem Buch vermutlich leider nicht der Erfolg bescheiden sein, den es eigentlich verdiente. Insgesamt eher für Lehrer an der gymnasialen Oberstufe zu empfehlen als für die Schüler selbst, die mehr Anleitung und Hilfe bedürfen als dieses Buch verständlicherweise geben kann. Wer den Versuch macht und die Arbeit nicht scheut, wird allerdings großen Erkenntnisgewinn davontragen.
Ein lobenswerter und erfreulicher Versuch, von alten erstarrten Denkformen an der Schule abzurücken und auch der “geistigen Vernetzung” Rechnung zu tragen.

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Diese Rezension wurde verfasst von avn-rp.
Veröffentlicht am 01.01.2010