Immer wenn der Rappel kommt

Autor*in
Helm, Carolin
ISBN
978-3-401-71842-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Helm, Alexandra
Seitenanzahl
32
Verlag
Arena
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Würzburg
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesenFreizeitlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eines Tages war er einfach da: der Rappel. Jedem hängt er sich an die Fersen und bringt alles durcheinander. Und je mehr Chaos er anrichtet, umso größer wird der Ärger, die schlechte Laune, es wird gestritten und… der Rappel vergrößert sich. Doch bei Frau Warmbier und Herrn Kalttee fühlt sich der kleine Rappel dann am wohlsten.

Beurteilungstext

Das Bilderbuch ist sehr schön und empfehlenswert. Beiden Künstlerinnen ist eine Bilderbuchgeschichte gelungen, über den humorvollen Umgang mit Ärger, schlechter Laune und Streiten, die bildlich und textlich zu einer Einheit verschmilzt und überzeugt. Den Ausspruch: „Hast du einen Rappel?“, kennen wir Alle und sicherlich hat jeder von uns, ob Klein oder Groß, an manchen Tagen mal keinen, oder auch einen kleinen bis größeren Rappel. Dabei fing der Tag ganz normal an. Der Rappel kam in den frühen Morgenstunden, als das Mädchen wild und laut im Bett herum hüpfte. Ihr kleiner Bruder wollte mithüpfen, aber sie schickte ihn zum Malen. Der kleine Paul malte auch, aber auf die Couch, die Wand, die Decke. Er war zufrieden, aber Mama gar nicht. Dann lief der Rappel bei Mama in der Küche zur Höchstform auf und freute sich über das angerichtete Chaos. Anschließend heftete er sich an Papas Fersen; aber auch Opa und Oma bekamen ihren Rappel. Und dann lernte er Frau Warmbier kennen und zog zu ihr. Der Rappel fühlt sich wohl, wenn wir schlechte Laune haben, dann wächst er und wenn die schlechte Laune schlimmer wird, dann wächst der Rappel noch mehr. Er fühlt sich wohl, wo es Ärger gibt, wo sich gestritten wird, wo Menschen zueinander sich anklagend, griesgrämig, petzend, vorwurfsvoll, beleidigend, trotzend und motzend... verhalten. In unserer Geschichte dürfen wir miterleben, dass nicht nur Kinder einen Rappel haben können, sondern auch Erwachsene davon besucht werden. Der Rappel hängt sich ihnen einfach an die Fersen. Und dann wächst er mit jedem Fehlverhalten weiter und weiter. Bei Frau Warmbier hatte er sogar Laternengröße angenommen. Und diese meckernde, nörgelnde, strenge, laute Nachbarin wird sonst von fast Niemandem gemocht. Eben weil sie so ist, wie sie ist. Da fühlt sich der Rappel rundum wohl. Und der Familienvater muss feststellen: „Jetzt hat Frau Warmbier endgültig einen Rappel.“. Neidisch wird Frau Warmbier, als sie den noch größeren Rappel von dem neuen Nachbarn, Herrn Kalttee, erblickt. So einen großen Rappel hatte sie noch nie gesehen. In den ausdrucksstarken farbigen Illustrationen zeigen sich, in Mimik und Gestik sehr gut erkennbar, auch die Gefühle der Personen. Als sich beide große Rappel spielend gegenüberstehen, wird ihr Größeneffekt nochmals taktisch hervorgehoben, denn nun müssen wir das Buch hochkant halten, um die doppelseitige Illustration uns im Hochformat anzusehen. Da stehen Herr Kalttee und Frau Warmbier mit verschränkten Armen, griesgrämigen, mürrischen Gesichtern und dem Rücken einander zugewandt, völlig verbittert im Garten. Den Rappels geht es damit bestens, sie können wachsen und sich vergnügen. Doch als die mürrischen Nachbarn immer mehr ihre boshaften Gemeinsamkeiten abschwächen, sich weniger bei den Nachbarn beschweren und mehr Zeit miteinander beim Spielen verbringen, da schrumpfen die Rappel allmählich. Erst sind sie nur noch so groß wie ein Haus, dann wie eine Mülltonne. Später reichen sie nur noch bis zum Knie. Und letztendlich lassen die Rappel Frau Warmbier und Herrn Kalttee beim „Mensch ärgere dich nicht“ immer gewinnen. Da sind es nur noch niedliche kleine Rappel, mit denen es sich leben lässt. Ich denke, mal einen kleinen Rappel haben, ist nicht ungewöhnlich. Und irgendwie gehört das wohl auch zum Menschsein dazu; wir sind nicht vollkommen. Was zählt, ist die Einsicht und Wiedergutmachung, dann halten wir den Rappel auf Norm. Und im mini-Format ist er schon auch süß, mit seinen freundlichen Augen, dem fluffigen Fell, den lustigen Streifen und wuscheligen Kopffell. Insgesamt sind die Bilder sehr ansprechend und laden zum wiederholten Betrachten ein. Die Kinder schauen nach den Größen von Rappel und vergleichen; dabei müssen sie logisch schlussfolgern können und auch über ein Vorstellungsvermögen verfügen. Immer wieder lassen sich liebevolle Details entdecken. Die Ausfälle, um einen Rappel zu bekommen, sind unterschiedlichster Art und auch wieder gekonnt in Szene gesetzt. Da fliegen beim Opa die Holzscheite und bei der Oma das Werkzeug durch die Luft, dem Papa rinnen die Schweißtropfen von der Stirn und bei Mama in der Küche fliegt, zu all dem anderen Durcheinander, auch noch das Geschirr umher. Immer wieder erzielt die Illustratorin bei uns ein Erschrecken beim Anblick der chaotischen Situationen bzw. auch herzhaftes Gekicher. Beim Abschlussbild wirken alle Protagonisten friedlich und schauen liebevoll umher. Ein schönes Stimmungsbild, das den Betrachter mit Wärme und Zuversicht erfüllt. Danke für das wunderschöne Bilderbuch.

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Diese Rezension wurde verfasst von WS; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 20.03.2023

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