Imagine Africa 2060: Geschichten zur Zukunft eines Kontinents

Autor*in
Morgenrath, ChristaWernecke, Eva (Hrsg.)
ISBN
978-3-7795-0604-1
Übersetzer*in
Himmelreich, JuttaKegler, MichaelHonke, Gudrun
Ori. Sprache
Portugiesisch / Fran
Illustrator*in
Seitenanzahl
192
Verlag
Peter Hammer Verlag
Gattung
Taschenbuch
Ort
Wuppertal
Jahr
2019
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Eine Sammlung von neuneinhalb Kurzgeschichten afrikanischer Autorinnen und Autoren, von denen jede Leserin und jeder Leser bestimmt nicht alle, aber doch mindestens einige mögen wird und die es sich zu lesen lohnt. Nicht nur, aber auch, um afrikanische Literatur zu unterstützen.

Beurteilungstext

„Imagine Africa 2060“ ist eine Sammlung bestehend aus neuneinhalb Kurzgeschichten afrikanischer Autorinnen und Autoren. Das Buch erschien im Rahmen der Literatur- und Bildungsreihe „stimmen afrikas“ des Allerweltshauses Köln e.V., die seit 2009 in über 168 Veranstaltungen 96 Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus 34 Ländern vorgestellt hat. Eine Veranstaltungschronik von 2009 bis 2018 ist dem Buch angehängt.

Das Buch wirbt mit zehn Kurzgeschichten, doch gleich die erste, „Als die Welt untergegangen war“ von José Eduardo Agualusa (aus dem Portugiesischen von Michael Kegler) ist tatsächlich keine, sondern ein Ausschnitt seines Romans „A Vida n Céu“, was mich schon allein aufgrund des Cliffhangers maßlos enttäuscht hat.

Grundsätzlich ist ein Buch mit Kurzgeschichten verschiedener Autorinnen und Autoren schwierig zu bewerten: Manche Geschichten sind großartig, andere eher durchwachsen. Einige Schreibstile liegen dem Leser oder der Leserin, andere nicht. Daher ist es mir in dieser Rezension eher ein Anliegen, auf die Komposition zu achten und weniger auf die einzelnen Geschichten.

Lobend erwähnen möchte ich zunächst, dass jeder Kurzgeschichte ein Porträt der jeweiligen Autorin oder des jeweiligen Autors folgt. Es gibt genau fünf Geschichten von Autorinnen und fünf Geschichten von Autoren, meine innere Feministin jubelt. Die Altersstruktur ist ebenfalls gemischt, die älteste Autorin ist 1947 geboren, der jüngste Autor 1984. Wir lesen Kurzgeschichten von Autorinnen und Autoren aus Westafrika (Mali, Senegal, Nigeria), wie auch aus Nordafrika (Marokko), Südafrika (Südafrika) und dem östlichen Teil Afrikas (Kenia). Ein breites Spektrum wurde offensichtlich angestrebt und erreicht.

Die Kurgeschichten reichen von Dystopien (z.B. „Die Wahrheit“ von Sonwabiso Ngcowa) aber auch Utopie, wie die wunderbare, Mut machende „Utopie“ von Ken Bugul. Viel Politisches, viel tief Bewegendes. Letztlich der Blick von zehn Menschen auf die Zukunft ihrer Heimat.

Für Englischlehrerinnen und –lehrer ist diese Anthologie sicherlich sehr hilfreich für Kleingruppenarbeiten und Kurzreferate. Ein guter Einstieg in das Thema Afrika, zumal das auch gerne Abiturthema ist, zum Beispiel 2021 in NRW. Dachte ich zunächst. Dann ist mir aufgefallen, dass das Buch logischerweise ins Deutsche übersetzt wurde, was es für den Englischunterricht disqualifiziert.

Beim Durchstöbern der Lehrpläne verschiedener Bundesländer fiel mir auf, dass Afrika zwar in allen erwähnt wird, aber häufig unter Aspekten wie „Klima und Vegetation“ oder „Geschichte der Kolonialisierung“. Wo bleibt das Thema der afrikanischen Literatur? Sogar in afrikanischen Ländern selbst wurde afrikanische Literatur erst sehr spät in den Lehrplan aufgenommen (Quelle: „Die literarische Verarbeitung der Gewalt von Frauen an Frauen im Werk D. Marecheras und und Y Veras“ von Simone Münch, Seite 43) Die Lehrpläne sind, zumindest in Uganda, so alt, dass sie zum Teil noch aus der Kolonialzeit stammen und daher Shakespeare und andere englische Literatur gelesen wird. (Quelle: Interview mit Hilda Twongyeirwe aus der TAZ zum Thema „Afrikanische Literatur“ im Oktober 2017) Auf den Leselisten deutscher Gymnasien steht immerhin Chinua Achebes „Things Fall Apart“ aus dem Jahr 1958.

Letztlich hat mir meine eigene Recherche und mein eigenes, neu entflammtes Interesse an afrikanischer Literatur gezeigt, was „Imagine Africa“ leisten kann: Neugierig machen auf afrikanische Literatur - und afrikanischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern eine Bühne bieten.

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Diese Rezension wurde verfasst von nha; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 04.07.2019