Im Land der Frühaufsteher

Autor*in
Bulling, Paula
ISBN
978-3-939080-68-8
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Bulling, Paula
Seitenanzahl
125
Verlag
Gattung
Comic
Ort
Berlin
Jahr
2012
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
17,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Afrikanische Asylbewerber in Sachsen-Anhalt - das scheint eine völlig andere Welt zu sein, mitten in unserer Welt. Was erleben sie? Was bewegt sie? Die graphic novel dokumentiert die Lage in Asylbewerberheimen in Sachsen-Anhalt aus Sicht der weißen Künstlerin.

Beurteilungstext

Die graphic novel erzählt auf der Grundlage der Erlebnisse der Zeichnerin von der Situation afrikanischer Asylbewerber in Sachsen-Anhalt. Bulling hat junge Flüchtlinge über mehrere Jahre in Asylbewerberheimen in Halle, Halberstadt, Möhlau (Halberstadt) besucht und Gespräche geführt , die Bilder dokumentieren eine persönliche Wahrnehmung dieses Lebens aus Sicht der weißen Künstlerin.
Die Bildsprache Bullings ist ebenso eindrücklich wie außergewöhnlich. Die Comic-Collage ist ganz in schwarz-weiß gehalten und wechselt zwischen Splash-Panels über 2 Seiten und Sequenzen mit bis zu 6 Panels. Skizzenhaftes wechselt mit durchkomponierten Illustrationen, wodurch die Unsicherheiten der Zeichnerin hinsichtlich der narrativen Ausgestaltung und damit Stellungnahme zum Umgang mit Migranten in Deutschland klar zum Ausdruck kommt. Auch die Sprache spiegelt den reflektierten Umgang mit dem brisanten Thema wider, so wechseln französische und englische Passagen in den Gesprächen mit und zwischen den Asylbewerbern (meist übersetzt) mit Sprechblasen in gebrochenen und dialektalem Deutsch. Zudem ist dieser Text in die Bilder integriert, die Sprechblasen greifen nie in den Bildfluss ein.
Bulling greift verschiedene Aspekte des Themas Migration auf: gesellschaftliche Isolation, illegale Arbeitsverhältnisse, Demonstrationen um mehr Rechte und bessere Lebensbedingungen für Flüchtlinge sowie die tägliche Auseinandersetzung mit Vorurteilen ( bei Deutschen und Afrikanern).
Insgesamt eine sehr anspruchsvolle ästhetische Auseinandersetzung mit dem Leben in deutschen Aslybewerberheimen, alltäglichem Rassismus und dem unaufgeklärten Tod eines auf Asyl wartenden Flüchtlings, die dem Leser keine schnellen Antworten liefert und damit der Komplexität des Themas entspricht.

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Diese Rezension wurde verfasst von FC.
Veröffentlicht am 01.01.2010