Im Herzen des Sahel

Autor*in
Amal, Djaïli Amadou
ISBN
978-3-949545-39-9
Übersetzer*in
zum Winkel, Ela
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
252
Verlag
Orlanda Verlag
Gattung
Erzählung/RomanTaschenbuch
Ort
Berlin
Reihe
afrika bewegt
Jahr
2023
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
22,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Faydé ist dreizehn, als sie sich entschließt, als Dienstmädchen in der Stadt zu arbeiten, in einer „concession“, einem Harem, in dem ein polygamer Herrscher mit seinen Frauen und ihren Kinder wohnt. In ihrem Dorf im Norden Kameruns ist das üblich, um die Familie zu entlasten und mit den Einkünften sogar noch zu unterstützen.

Beurteilungstext

„Im Herzen des Sahel“ ist die Fortsetzung von „Die ungeduldigen Frauen“ der kamerunischen Autorin Djaïli Amadou Amal. Im ersten Band wird dargestellt, wie die muslimischen Mädchen zwangsverheiratet werden und der Institution der polygamen Ehe in einer „concession“ nicht entkommen können. Hier geht es jetzt um ihre Dienstmädchen, die rassistisch als „kaado“ bezeichnet werden, weil sie nicht zu der Ethnie der muslimischen Fulbe gehören. Faydé ist in der Tat Christin und kommt aus einem Dorf der Umgebung. Wie all ihre Freundinnen muss sie in der Stadt arbeiten, weil sich die Familien sonst nicht ernähren könnten. Die drei Frauen ihres neuen Herren lassen sie denn auch mehr oder weniger spüren, dass sie noch nicht einmal als „Mensch“ angesehen werden kann. Und doch finden sich in diesem Roman – anders als in „Die ungeduldigen Frauen“ – Momente der Solidarität mit den anderen Mädchen, mit denen sie zusammenwohnt und es gibt es sogar eine Liebesgeschichte, die mit einem Hoffnungsschimmer auf eine verbesserte Gesellschaft endet: Faydé verliebt sich in einen Cousin der Herrschaft, Boukar, der als Nachhilfelehrer die faulen Kinder unterrichtet. Er ermuntert Faydé in die Abendschule zu gehen und gesteht auch ihr seine Liebe, macht aber immer deutlich, dass er sich dem Willen seines Vaters beugen wird, eine arrangierte Ehe mit einem Mädchen seines Standes einzugehen. Wie stark sich auch Männer den Gesetzen der Familie beugen müssen, wird klar, als beide eine heimliche Beziehung eingehen und Faydés Familie in Gefahr gerät, als diese aufgedeckt wird. Sie flieht mit ihrer Familie aus der Stadt in den Süden Kameruns, wo man liberaler lebt. Dort macht sie Abitur und legt eine Ausbildung als Krankenpflegerin ab. Als man sie nach Maroua in den Norden zurückschickt, begegnet sie Boukar, der sich mittlerweile hat scheiden lassen und ein Happy-End wird angedeutet.
Wie „Die ungeduldigen Frauen“ zeigt dieser Roman, wie alle unter dem patriarchalen System leiden, gleichzeitig werden Themen wie Rassismus und Klassismus gegenüber den Mädchen aus dem Dorf thematisiert. Deren Situation wird noch komplizierter, als die gesamte Gesellschaft vor den Terrorangriffen der islamistischen Boko Haram- Rebellen zittern und sie feststellen muss, dass ihr eigener Vater jahrelang für diese Organisation gearbeitet hat, nachdem er von ihr verschleppt worden war. Der Autorin gelingt es, auch jugendlichen Leser*innen in Europa die Situation in ihrem Land Kamerun anschaulich und kenntnisreich zu vermitteln, viele Beschreibungen und wörtliche Rede sowie die Identifikationsmöglichkeit mit der sympathischen Heldin Faydé erlauben es, sich gut in die Geschichte hineinzuversetzen.
Djaïli Amadou Amal hat die feministische Organisation „Femmes du Sahel“ aufgebaut, die sich für die Bildung von Frauen und gegen geschlechtsspezifische Gewalt einsetzt.

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Diese Rezension wurde verfasst von Annette Dr Kliewer; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 14.10.2023