Ich will mehr Muskeln - egal wie!

Autor*in
Buschendorff, Florian
ISBN
978-3-8346-0405-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
114
Verlag
Verlag an der Ruhr
Gattung
Ort
Mülheim an der Ruhr
Jahr
2008
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
5,00 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Tim will nicht länger wie ein “Spacki” aussehen, deswegen geht er seit einem Jahr regelmäßig ins Fitness-Studio, um seinen Körper zu “formen”. Anhand der allsonntäglichen Fotos zeichnet er seine körperliche Entwicklung nach, und obwohl er eine starke Veränderung seiner Arm- und Brustmuskeln erkennen kann, hat er noch lange nicht genug vom Training.

Beurteilungstext

Ganz im Gegenteil: Tim verliert jedes Gefühl für seinen Körper und befindet sich schnell in einem “Rausch” nach noch mehr Training. Mit seiner Muskelmasse fühlt er sich stärker und seinen Mitschülern überlegen, zudem hat er endlich so viel Selbstvertrauen, dass er seinen Schwarm Karo anspricht und sie auf ein Date einlädt. Doch weder Karo noch seine große Schwester Nicola können zu ihm durchdringen und ihm begreiflich machen, dass er auch ohne Muskelmassen liebenswert ist. Als er dann im Fitness-Studio auch noch Anabolika angeboten bekommt, ist der totale Absturz vorprogrammiert. Die Anabolika verschaffen ihm in kürzester Zeit noch mehr Muskeln und bald fängt er selbst an im Fitness-Studio mit Dopingmitteln zu dealen. Tim hat jegliches Gefühl für sich und die Realität verloren, sogar seine Beziehung zu Karo setzt er wegen seines Traumes eines perfekten Körpers aufs Spiel.

Der Titel “Ich will mehr Muskeln - egal wie!” von Florian Buschendorff aus der Reihe K.L.A.R. (Kurz-Leicht-Aktuell-Real) ist hier Programm: Tim durchläuft voraussehbar alle Stufen des “Fitnessrausches”. Was harmlos mit ein bisschen Muskeltraining beginnt, wird schnell zur Sucht nach dem perfekten Körper, der mit dem Verlust des eigenen Ichs einhergeht. Völlig blind vor lauter Perfektionismus schlägt Tim alle Warnungen Außenstehender in den Wind, verliert dabei nicht nur seine Freundin, sondern auch sich selbst. Die Charaktere bleiben durchweg blass und eindimensional: Tim, der in seiner Sucht gefangen ist, Karo, Nicola und sein Sportlehrer Herr Baumann, die die Gefahr erkennen und frühzeitig Hilfe anbieten und der Vater, der vor den Problemen seines Sohnes die Augen verschließt. Die Beziehung der Figuren untereinander bleibt oberflächlich und weitgehend unreflektiert. Auch der Erkenntnisgewinn erfolgt nicht aus einem Lernprozess heraus, sondern findet plötzlich während Tims Verhaftung statt. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit der Ursache seiner Sucht und seinem Verhalten wird außen vor gelassen. Natürlich stehen ihm nach der Verhaftung alle helfend zur Seite, so dass er relativ geringe Konsequenzen für sein Fehlverhalten fürchten muss.

Die große Schrift und der Flattersatz sowie die geringe Textmenge und die überschaubaren Leseabschnitte erinnern stark an eine Lesefibel für Leseanfänger. Deshalb ist das Buch nur leseschwachen Jugendlichen der Haupt- und Förderschule zwischen 14 und 16 Jahren zu empfehlen. Die durchaus bestehende Problematik zum Thema Körperkult und Doping kommt allzu plakativ daher: Die moralische Botschaft steht schon zwischen den Zeilen auf dem Cover, die Phasen bis zur Erkenntnis sind eindimensional und bleiben unreflektiert. Es bleibt die Frage offen, ob nicht auch leseschwachen Jugendlichen durchaus eine kleinere Schrift und mehr Text zugetraut werden kann.
Für den Unterricht gibt es begleitendes Arbeitsmaterial, welches den Stoff des Romans vertieft.

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Diese Rezension wurde verfasst von Krisp.
Veröffentlicht am 01.01.2010