Ich bin Linus

Autor*in
Giese, Linus
ISBN
978-3-499-00312-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
224
Verlag
Rowohlt
Gattung
Erzählung/RomanSachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2020
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüre
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Buch „Ich bin Linus – Wie ich der Mann wurde, der ich schon immer war“ – erschien bereits 2020 und wurde zum Spiegel-Bestseller. Jetzt liegt es als Paperback-Ausgabe mit einer Ergänzung im Nachwort vor.
Es ist nicht als Jugendbuch deklariert. Warum eigentlich nicht?

Beurteilungstext

Linus wurde als biologisches Mädchen geboren und beschreibt in seinem Buch ausführlich seinen langen, qualvollen Weg zu der Erkenntnis, sich als Mann zu fühlen.
Er reflektiert die Ereignisse der folgenden Jahre, in denen er mehr und mehr begann, sich für alle zu outen und auch als Mann zu leben.
Bereits als unscheinbares, farbloses Mädchen hatte er immer das Gefühl, irgendetwas sei anders zwischen ihr und ihren Mitschülerinnen. Weder Eltern noch andere Menschen in ihrem Umfeld schienen das wahrzunehmen und ihn zu unterstützen. Erst im Alter von 30 Jahren wagt er sein Coming out.
Sein Weg ist mühsam, er schämt sich und befürchtet, von anderen abgelehnt, nicht akzeptiert zu werden.
Und genau das passiert: Nachdem er sich in den sozialen Medien offenbart, wird er mit solch unvorstellbaren Hasskommentaren und Drohungen überschüttet, dass es den Lesern die Sprache verschlägt.
Damit nicht genug, werden auch seine Arbeitsstelle und seine Wohnadresse ausfindig gemacht und er wird auf gnadenlose Weise gemobbt.
Trotz der Empfehlungen von Freunden und Bekannten, diese Selbstdarstellung zum eigenen Schutz einzustellen, macht er weiter. Er will seinen Anspruch auf Akzeptanz durchsetzen.
Er schildert in vielen Situationen seine Erlebnisse, das Gefühl der Ohnmacht, Frustration (wenn er z.B. Angriffe bei der Polizei anzeigt) und Hilflosigkeit, aber auch viel Verständnis und Unterstützung, selbst von Fremden.

Das Buch liest sich stellenweise etwas schwer, weil er sich häufig wiederholt, sich regelreicht im Kreis dreht.

Aber eines erreicht er bei seinen Lesern und Leserinnen: Die erschütternde Erkenntnis, dass Meldungen von tätlichen und/oder verbalen Übergriffen auf „Andere“ jeder Art nicht einzelne Medienmeldungen, sondern Alltag in unserem Land sind.
Und er fordert auf: Akzeptiert uns, wie wir sind. Wir haben die gleichen Rechte wie Ihr! Und macht damit anderen Betroffenen Mut.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Dagmar Pliefke; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 22.12.2023