Ich bin Henry Fink

Autor*in
DEACON, Alexis
ISBN
978-3-8369-5836-3
Übersetzer*in
Gutzschhahn, Uwe-Michael
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Schwarz, Viviane
Seitenanzahl
40
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Hildesheim
Jahr
2015
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Henry Fink lebt in einem großen Schwarm lärmender Finken. Jeder neue Tag ähnelt dem vorherigen. Doch eines Tages hat Henry einen Gedanken. ""Ich bin Henry Fink."" Und damit ändert sich nicht nur für ihn die Sicht auf die Welt.

Beurteilungstext

""Ich bin Henry Fink"" wendet sich in origineller Weise einer der zentralen Fragestellungen der aufgeklärten neuzeitlichen Gesellschaft zu: Dem Verhältnis von Subjekt und Gesellschaft sowie der Entdeckung und Entfaltung von Individualismus in der Gemeinschaft. In Adaption des berühmten Zitats ""Ich denke, also bin ich"" (""Cogito ergo sum"") von René Descartes entsteht ein philosophisches Bilderbuch über die Macht der Gedanken. Der kleine Henry Fink wächst in der Masse eines lärmenden Schwarms auf, in der man seine eigenen Gedanken nicht hören kann und in dem jeder immerzu nur das ewig Gleiche sagt. Doch durch zwei aufeinanderfolgende Erkenntnisse in der Stille der Nacht - ""Ich bin Henry Fink"" und ""Ich denke"" - gelingt es Henry, sich von der Konformität der Masse zu befreien. Das Denken setzt bei Henry Musikalität, Kreativität und den Wunsch nach Genialität frei - und das Denken bewirkt, dass er sich gegen den natürlichen Kreislauf des Fressen-und-Gefressen-Werdens auflehnt. Zunächst scheint es, als bedeute das eigenständige Denken und der vielleicht größenwahnsinnige Gedanke ""Ich könnte genial sein"" seinen Tod. Denn als er seine Genialität beweisen und sich dem Ungeheuer, das schon so viele Finken gefressen hat, entgegen stellen will, wird er schlicht von ihm verschluckt. Doch auch im Bauch des Ungeheuers hört Henry nicht auf zu denken. Und durch die Macht der Gedanken gelingt ihm der Ausbrauch aus der Opferrolle. Doch damit nicht genug: Durch die Macht von Gedanken und gesprochenem Wort und einer rhetorisch überzeugenden Argumentation gelingt es ihm, das fleischfressende Ungeheuer zum ungefährlichen Pflanzenfresser zu bekehren, und es davon zu überzeugen ihn freizulassen. Wer seinen Verstand gebraucht und auf die Macht des Denkens vertraut, der hat also tatsächlich - wie der kleine Henry Fink - das Potential zur Genialität. Dies lehrt Henry Fink am Ende auch seine Artgenossen, die so zu Weltentdeckern und vielleicht auch zu Weltverbesserern werden.

Das Thema Individualismus wird auf sehr anschauliche und originelle Art und Weise graphisch umgesetzt: Die Finkenkörper sind nicht gemalt, sondern werden durch jeweils individuelle Fingerabdrücke dargestellt: In der Mitte der Fingerabdruck-Körper, dazu zwei Äugelein, ein Schnabel, zwei Flügel, zwei Beinchen und der Schwanz - und fertig ist der kleine Fink (eine Maltechnik, die beim Einsatz des Bilderbuchs im Literaturunterricht der Grundschule sicher ihre Nachahmung finden kann).

Das Bilderbuch arbeitet ein bedeutsames philosophisches Thema kindgerecht auf. Es ist durchaus zu vermuten, dass auch der kindliche Leser (im späten Kindergarten- oder Grundschulalter) Zugang zur Gedankenwelt Henry Finks und so vermittelt zur Gedankenwelt der europäischen Aufklärung findet, wenn vielleicht auch mehrfaches Wiederlesen nötig sein wird; zudem erscheint die Möglichkeit zur Anschlusskommunikation sicherlich sinnvoll. Die im übertragenen wie im graphischen Sinne des Wortes ‚dunklen' Passagen/Seiten im Bauch des Monsters können für manche Kinder unter Umständen bedrohlich und verängstigend bis verstörend wirken, auch hier ist die Möglichkeit zum Gespräch mit einem mitlesenden Erwachsenen wichtig. Für den Einsatz im Unterricht und einer Heranführung an die genannten Themen des Verhältnisses von Subjekt und Gemeinschaft ist das Bilderbuch sehr gut geeignet, stellt allerdings einige Ansprüche an die Bereitschaft zum Mit- und Weiterdenken.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von WiBe.
Veröffentlicht am 01.04.2015

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