Hunger nach weniger

Autor*in
Antonis, Jessica
ISBN
978-3-8000-5651-4
Übersetzer*in
Kiefer, Verena
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
198
Verlag
Ueberreuter
Gattung
Ort
Wien
Jahr
2011
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,95 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die 16jährige Anne beginnt ihre Figur kritisch zu beäugen, steigert sich hinein, zu dick zu sein. Sie verliert nach dem Beginn einer Diät das realistische Maß und gerät Schritt für Schritt in Teufelskreis der Magersucht mit allen Nebenwirkungen, welche die Krankheit mit sich bringt. Erst mit weit weniger als 40 Kg beginnt sie mit einer Therapie, die ihr hilft, in ein normales Leben zurückzukehren.

Beurteilungstext

Die Geschichte der Magersucht der 16jährigen Anne wird biografisch erzählt. Zwar ist Anne nicht der Ich-Erzähler, aber die Handlung wird immer aus ihrer Sicht beschrieben. Das kommt auch daher, dass die Autorin, Jessica Antonis, die Entwicklung ihrer eigenen Magersucht in diesem Buch festgehalten hat. Der Leser, der das weiß, kann dadurch die Geschichte besser glauben, sie wirkt authentisch und hinterlässt einen prägenden Eindruck. Besonders interessant ist der Anfang der Magersucht. Anne ist mollig. Sie wiegt mit 1,36m Körpergröße etwas über 60 kg. Wieviel genau weiß der Leser allerdings ist. Das ist schon mollig. Und gegen ein Wenig Abspecken oder Sport wäre sicher nichts einzuwenden. Doch bei Anne entwickelt es sich so, dass Essen das einzig Bestimmende in ihrem Leben wird. Essen wird ihr Feind. Sehr gut beschrieben wird, dass Anne selbst bis zum Schluss von sich nicht glaubt, dass sie magersüchtig ist, dass sie alle belügt, um nicht mehr essen zu müssen, dass sich der Teufelskreis um sie immer enger zieht. Allerdings wird über die Zeit der chronologischen Erzählung, das Buch beginnt im September, schreitet Monat für Monat voran bis zum August des Folgejahres, dazwischen die Spannung abgebaut. Alles wiederholt sich, der Leser ermüdet. Sehr in Erinnerung bleibt das Verhalten der Eltern und der Leser hinterfragt, ob das Verhalten wirklich so war oder ob es durch Annes Filter das Verhalten der Eltern so erlebt wird. Es mutet seltsam an, dass ein Mutter für ein 16jähriges Mädchen die Schlafanzugparty absagt, die Farbe der Bluse bestimmt oder entscheidet, ob die Haare lang oder kurz sein sollen. Der Leser kann sich nicht sicher sein, ob Annes Mutter wirklich so ist und Anne lässt sich alles gefallen. Dann wäre Annes Verhalten untypisch für pubertäre Mädchen. Sollte er genauso in der Familie ablaufen, dann müssten am Ausgang des Buches auch die Eltern in die Therapie einbezogen werden und Anne eigene Freiräume bereitstellen. Darüber erfährt der Leser nichts. In einem Nachwort bedankt sich die Autorin, deren Geschichte hier niedergeschrieben ist, bei der Geduld ihrer Eltern. Sie unterwirft sich ihnen wieder. Es bleibt offen, ob sie nun ein gestärkte Persönlichkeit ist und als solche auch von ihrer Familie akzeptiert wird. Sehr interessant ist die Zeit der Einweisung in die Klinik gestaltet. Hier wird ganz deutlich, dass Anne erst selbst die Erkenntnis gewinnen muss, dass sie selbst ihr Leben ändern will. Das ist für betroffene Familienangehörige eines magersüchtigen Menschen wichtig zu lesen, denn von oben kann man keine Therapie erfolgreich verordnen.

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Diese Rezension wurde verfasst von IBR.
Veröffentlicht am 01.01.2010