Hüter der Erinnerung
- Autor*in
- Lowry, Lois
- ISBN
- 978-3-423-71314-6
- Übersetzer*in
- Braun, Anne
- Ori. Sprache
- Amerikanisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 207
- Verlag
- dtv
- Gattung
- Erzählung/Roman
- Ort
- München
- Jahr
- 2008
- Lesealter
- 14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Bücherei
- Preis
- 11,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Jonas soll mit 12 Jahren zum “Hüter der Erinnerung” ausgebildet werden. Alle sehen darin eine ehrenvolle Aufgabe, die dem Jungen übertragen wird. Bereits die ersten Erfahrungen, die ihm übertragen werden, bewirken bei Jonas eine Bewusstseinsänderung. Noch vor Beendigung seiner Ausbildung, trifft er eine existentielle Entscheidung.
Beurteilungstext
Das vorliegende Buch ist bereits seit 1993 auf dem Büchermarkt. Zur Rezension (wohl zur erneuten) wird die ungekürzte Ausgabe aus dem Jahr 2008 vorgelegt. Das erste Drittel des Buches macht den Leser mit den Grundregeln der Gemeinschaft, die zunächst noch wenig spektakulär erscheinen, vertraut. Jonas, der Held des Buches, fühlt sich in dieser Gemeinschaft wohl, hat Freunde, freut sich auf Dinge des Alltags und unterwirft sich den Regeln der Gemeinschaft. Nach und nach allerdings gibt das Buch weitere Informationen über das Zusammenleben der Gemeinschaft, deren wichtigster Mann der Hüter der Erinnerungen ist, frei. Die Mitglieder der Gemeinschaft kennen weder Not, Schmerz und Risiko. Alles ist bestens organisiert, jedes Mitglied der Gemeinschaft hat seine ihm zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen. Alles, was zur Verwirrung oder Belastung der Menschen führen könnte, ist ausgelöscht. Der Hüter der Erinnerung allerdings trägt die gesammelten Erfahrungen der Menschen in sich, gute, schlechte, grausame, eben alles was sich jemals zwischen Menschen ereignet hat. Er kennt auch die Natur in ihren Abstufungen, kennt die Farben, Musik, Gefühle usw. Seine Aufgabe ist es, diese Erinnerungen weiterzugegeben, damit sie nicht verloren gehen. Und Jonas soll sein Nachfolger werden, eine gigantische Aufgabe. Im Verlauf seiner Ausbildung wird Jonas zunehmend kritischer gegenüber den Methoden seiner Gemeinschaft. Als ihm die Bedeutung des “Freigebens” von Alten und Jungen in seiner vollständigen Tragweite aufgeht, beschließt Jonas den Weg nach “Anderswo” zu suchen. Dabei hat der die volle Unterstützung des Hüters der Erinnerung. Die Lektüre des Buches macht sehr betroffen, ist sprachlich auf einem guten Niveau und löst beim Leser, auch dem Erwachsenen, ein ganzes Fragenbündel aus. Wie soll Zukunft gestaltet werden, was soll mit den überzähligen Neugeborenen, den Alten, den Kranken geschehen? Bemerkenswert ist, dass die Autorin den Leser nicht in einer depressiven und resignierenden Stimmung zurücklässt, sondern ihn mit Jonas in eine zwar ungewisse aber positiv anmutende neue Welt mitnimmt. Einer Lebensutopie nach dem Muster der “Gemeinschaft “ wird damit eine klare Absage erteilt.