Hubert

Autor*in
Gijsemans, Ben
ISBN
978-3-941787-81-0
Übersetzer*in
Holtrop, MariaJacoby, Edmund
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
86
Verlag
Jacoby & Stuart
Gattung
Comic
Ort
Berlin
Jahr
2016
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
24,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

“Hubert” ist ein besonderes Bilderbuch, kommt fast ohne Worte aus, ist durchsetzt mit Comic-Passagen und konzipiert für Erwachsene. Es zeigt das Leben eines kunstliebenden Einzelgängers und thematisiert zugleich hintergründig die Verbindung von Kunst und Leben. Es ist eindrucksvoll, manchmal irritierend, immer aber faszinierend gezeichnet und getextet von dem jungen (27 Jahre), talentierten belgischen (flämischen) Künstler Ben Gijsemans.

Beurteilungstext

Hubert ist ein Einzelgänger, lebt in Brüssel, wohnt in einem alten Mietshaus, scheint Rentner zu sein, denn dass bzw. ob er arbeitet, wird nicht gezeigt. Dafür dreht sich alles um die Kunst, denn Hubert besucht in Brüssel und auch in Paris Gemäldegalerien, schaut sich konzentriert ganz bestimmte Bilder an, bei denen Frauen im Zentrum stehen, vital, selbstsicher und dominant. Zuhause konzentriert er sich dann auf die Kopierung dieser Werke. Herr Hubert lebt dadurch ganz für diese Kunst-Frauen, schottet sich fast vollständig von seiner Umwelt ab, verehrt allerdings eine jüngere Nachbarin aus dem Nebenhaus, die er gelegentlich durch sein Fenster beobachtet, wenn diese sich an ihrem Fenster zeigt. Als Hubert von einer älteren Mitbewohnerin zu einem Wein eingeladen wird und diese ihre große Kopie von Manets “Olympia” verführend nachspielt, verlässt dieser fluchtartig ihre Wohnung, die schnöde Realität vermeidend!

Die Introvertiertheit Huberts verdeutlicht Gijsemans durch dessen Neigung, sich beim Reproduzieren (Kopieren) der speziellen Frauen-Gemälde durch Jalousien abzuschotten, zudem durch dessen große weiße Brillengläser, durch die kaum etwas durchzudringen scheint und die eher wie Scheuklappen wirken. Dabei zeigt der Autor sein zeichnerisches Können, indem er mit wenig Sprechblasen die tiefgründige und immer auch etwas rätselhafte Handlung vorführt mit Hilfe traditioneller Comic-Passagen, diese häufig variiert mit leichten Perspektivwechseln und unterschiedlichen Bildanschnitten, verknüpft mit Detailvergrößerungen und segmentierten Bildausschnitten. Im Verlaufe der Handlung geht dann die Kunstbetrachtung und -reproduktion über zur Reproduktion realer Beobachtungen, hier die Wiedergabe der angehimmelten Nachbarin. Es könnte sich somit andeuten, dass Hubert sich von der Kunst, mit Hilfe der Kunst, der Realität zuwendet.

Text und die Bildsprache garantieren auf jeden Fall einen besonderen Rezeptionsgenuss und Reflexionsanlässe, dabei viele Fragen zulassend und auch offen lassend!

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Diese Rezension wurde verfasst von ks.
Veröffentlicht am 01.10.2016