How to enjoy your Gartenglück

Autor*in
von Planta Anna und Zanovello Silvia,
ISBN
978-3-257-24494-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
256
Verlag
Diogenes
Gattung
Taschenbuch
Ort
Zürich
Jahr
2020
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
10,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

"Im Garten zeigt sich die Essenz allen Lebens" - diesem Motto folgt die Kurzgeschichtensammlung "How to enjoy your Gartenglück" ausgewählt von Anna von Planta und Silvia Zanovello. Ein unterhaltsames Sammelsurium rund um den Garten im näheren und weiteren Sinn - empfehlenswert für ältere Gärtner*innen, die zwischen der Gartenarbeit eine kleine literarische Pause einlegen.

Beurteilungstext

Das Taschenbuch aus dem Diogenes Verlag verspricht im Untertitel „Ein Ratgeber in Geschichten“ zu sein. Dieses Versprechen - bezüglich einer Anleitung zum Gartenglück genießen - wird nicht eingehalten. Da hätte ich mir Hinweise und Tipps gewünscht, die die verschiedenen Ebenen des Gartenglücks - angefangen vom Planen, Säen, Gießen, Wachsen sehen und dem Bezug zum Gärtner/zur Gärtnerin enthält.
Dafür hält man 17 Kurzgeschichten, die von Anna von Planta und Silvia Zanovello ausgewählt wurden, rund um das Thema Garten in der Hand – wobei man manchmal den Garten in den Geschichten suchen muss. Ein Sammelsurium, das sich mal heiter, mal melancholisch nach dem Gärtnern von Menschen ab 50 Jahren gut lesen lässt. Keinesfalls für die Zielgruppe von Kindern oder Jugendlichen geschrieben, da weder jugendliche Protogonisten als Identifikationsfigur enthalten sind, noch auf die Perspektive oder Interessen der jungen Leser*innen eingegangen wird.
Hier eine kurze Inhaltsangabe zu den 17 Kurzgeschichten:

Martin Walker beginnt mit einer Anleitung zum „Gartenglück“ und erzählt, wie er von seinem Vater einst zur Gartenarbeit gezwungen, dann selbst zum leidenschaftlichen Gärtner wurde.

Cees Nooteboom hat dann in der Geschichte „Der Gärtner ohne Garten“ so merkwürdige Ratschläge parat wie: „Man pflanzt keinen Oleander neben eine kleine Palme, denn diese Palme wird eines Tages sehr groß und trinkt dem Oleander alles Wasser weg, selbst wenn der 3m entfernt steht.“

Wladimir Kaminer beschreibt in „Mein Leben im Schrebergarten“ den Erwerb seines Schrebergartens und pflegt dabei das Wodka trinkende Russenimage.

Agatha Christies Hercule Poirot fasst in “Was wächst in deinem Garten?“ eine Mörderin und entzieht damit dem englischen Rosengarten die Gärtnerin.

Ingrid Noll schwelgt in „Ein chinesisches Paradies“ in ihren Gartenerinnerungen als Kind in China und stellt dabei fest, dass die Nacktschnecken ihre erklärten Feinde sind, die sie selbst zur Mörderin werden lässt.

Eva Demskis „Gärtner von der traurigen Gestalt“ schafft als unbeachteten Stadtecken zauberhafte Gärten, die er aufgrund seiner Streitlust wieder verlassen muss.

Meir Shalev liebt in „Mein Wildgarten – Werkzeuge“ seine Gartenwerkzeuge und ganz besonders seinen Schubkarren.

„Der Fluch der Zucchini“ von Charles Lewinsky zeigt sehr humorvoll den Konstruktionsfehler des Gemüses auf, das Frucht um Frucht wächst, man immer davon zu viele hat und nicht mehr weiß, was man damit machen soll.

„Das Gartenfest“ von Catherine Mansfield wird in allen dekadenten Einzelheiten beschrieben und in Bezug zu einem in Armut lebender Nachbarn der ausgerechnet am Festtag gestorben ist, gesetzt.

Hermann Hesse philosophiert in der Geschichte „Im Garten“ über das Werden und Vergehen der Pflanzen, wie der Menschen.

Richard Brautigan zeigt in „Die Rache des Rasens“ auf, warum es wohl besser wäre sich auch um so profane Gewächse wie einen Rasen zu kümmern, denn sonst könnten auch Sie zwei Dellen in Ihrem Haus haben!

Dörte Hansens „Kirschbäume“ erleben das Ende des zweiten Weltkrieges mit Ida Eckhoff – Besitzerin des Altländer Hofs – und Hildegard von Kamcke mit Tochter Vera als polnische Flüchtlinge, die bei Ida und ihrem aus dem Krieg als Pappkameraden zurückgekehrten Sohn Karl unterkommen.

Donna Leons Kurzgeschichte „Gladys und der Rasenmäher“ beschäftigt sich mit „è morta – einem Mordverdacht“ an Gladys, dem beigefarbigen Huhn, das sich ausgerechnet in den Rasenmäher verliebt hatte, das plötzlich verschwunden war und das doch wieder munter neben diesem herlief.

„Irdische Freuden“ von Philippa Gregory spielt im Juni 1607 und behandelt das Thema der Beziehung eines jungen Gärtners und seiner frisch angetrauten Ehefrau, die erst dann wirklich weiß was sie ihrem Mann bedeutet, als dieser ihr eine damals sehr seltene Rosskastanie zum Geschenk macht.

Beverly Nichols „Grünes Glück – Geschichte eines Gartens“ hat die Verwandlung eines dreieckigen Gartens zum Thema.

Vita Sackville-West zeigt in „Iris reticulata - Die Netzblatt-Schwertlilie“ auf, dass es viel beglückender ist, wenn die Zwerglilie im Frühling von alleine wächst, als wenn sie unter Glas vorgezogen wird.

Virginia Woolf widmet sich kunstvoll-fragmentarisch in “Kew Gardens” dem ältesten englischen botanischen Garten den Besuchern: Menschen, wie Tiere, wie Pflanzen.

Patricia Highsmith beschreibt in „Die stille Mitte der Welt“ die Beobachtungen einer gutsituierten Mutter mit Kind über ein sich heimlich treffenden Liebespaar.

Insgesamt also eine Mischung zwischen teilweise historischen Gesellschaftsbeobachtungen und Gartengeschichten. Ein unterhaltsames Sammelsurium, das von 59plus einem Onlinemagazin für Senioren beworben wurde – und dessen Zielgruppe das Büchlein sicherlich charmant findet.

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Diese Rezension wurde verfasst von hel; Landesstelle: Hessen.
Veröffentlicht am 02.08.2020